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Gute Arbeit jetzt!

Von Diana Golze, Sabine Zimmermann,

Bessere Bezahlung, mehr Sicherheit, mehr Mitbestimmung

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

viele Menschen wünschen sich eine gute Arbeit. Das bedeutet einen sicheren Arbeitsplatz ohne Befristung mit einem festen und verlässlichen Einkommen. Kollegialität und Gesundheitsschutz sind wichtig.  Von den Vorgesetzten will man menschlich und fair behandelt werden und  mehr Einfluss auf den Arbeitsprozess haben.

DIE LINKE streitet für diese Ziele. Wir wollen eine Politik im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Gute Arbeit erfordert es, Arbeitnehmerrechte und Gewerkschaften zu stärken. Dafür setzt sich DIE LINKE ein.

In der Realität haben viele Beschäftigte einen Job, der den Ansprüchen an eine gute Arbeit nicht gerecht wird. Hunderttausende arbeiten als Beschäftigte zweiter Klasse in der Leiharbeit oder auf Basis eines Werkvertrags. Millionen haben lediglich einen befristeten Arbeitsvertrag oder müssen sich mit einem niedrigen Lohn begnügen. Selbst wer einer regulären Beschäftigung nachgeht, hat nicht automatisch eine gute Arbeit. Der Leistungsdruck steigt, viele müssen ständig erreichbar sein und die Arbeitszeit kennt oft keine Grenzen mehr. Burnout wird zur neuen Volkskrankheit.

DIE LINKE macht sich stark für gute Arbeit, gute Löhne und mehr Selbstbestimmung am Arbeitsplatz

Ihre
Diana Golze
Leiterin des Arbeitskreises Arbeit, Gesundheit und Soziales

Ihre
Sabine Zimmermann
Vorsitzende des Ausschusses Arbeit und Soziales

 

Gute Arbeit = gesunde und selbstbestimmte Arbeit

Gute Arbeit darf der Gesundheit nicht schaden und muss ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Dies ist jedoch in unserer Arbeitswelt viel zu oft nicht mehr der Fall. Vor allem psychische Erkrankungen haben ein erschreckendes Ausmaß angenommen.

Arbeitshetze, Leistungsdruck, immer mehr Arbeit in der gleichen Zeit, Arbeiten am Abend oder am Wochenende, Überstunden, ständig erreichbar sein müssen, mehr Eigenverantwortung ohne Einfluss auf die Geschäftspolitik, unsichere Arbeitsverhältnisse – all das führt zu Stress bei der Arbeit.

[Grafik]

Entwicklung der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen in Millionen

2001: 33,6

2002: 34,4

2003: 45,5

2004: 46,3

2005: 44,1

2006: 42,6

2007: 47,9

2008: 41,0

2009: 52,4

2010: 53,5

Quelle: Antwort auf eine Kleine Anfrage der LINKEN, Drs. 17/9487

Was schlägt DIE LINKE vor, um Stress bei der Arbeit zu reduzieren?

  • Wir unterstützen die Forderung der IG Metall nach einer Anti-Stress-Verordnung. Auch die Arbeitsschutzregelungen müssen stärker kontrolliert, ihre Verletzung durch die Arbeitgeber strenger bestraft werden.
  • Die Arbeitszeit muss an den Bedürfnissen der Beschäftigten ausgerichtet werden. Wir brauchen klare Regeln, wann tatsächlich Freizeit ist, in der Beschäftigte weder erreichbar sein noch auf Abruf bereit stehen dürfen. Wir brauchen verbindliche Ansprüche der Beschäftigten auf  familiengerechte Arbeitszeiten. Arbeit und Privatleben müssen vereinbar sein.
  • Vor allem aber ist es notwendig, dass die Beschäftigten bei der Arbeitsorganisation und bei wirtschaftlichen Fragen mitbestimmen dürfen. Mehr Gestaltungsmöglichkeiten und Selbstbestimmung fördern die Gesundheit und steigern die Qualität von Arbeit.

 

Gute Arbeit = gute Löhne

Zentral für eine gute Arbeit ist ein guter Lohn, der weit oberhalb des Existenzminimums liegt. Ein existenzsichernder Mindestlohn muss die Untergrenze ziehen. Dies reicht aber als Standard für eine gute Arbeit nicht aus.

Die Reallöhne stagnieren seit 20 Jahren. Immer weniger Beschäftigte werden auf der Grundlage eines Flächentarifvertrages entlohnt: 56 Prozent im Westen und 37 Prozent im Osten. Und immer mehr Beschäftigte müssen sich mit einem Lohn unterhalb der Niedriglohnschwelle (9,15 Euro die Stunde bei Vollzeit) begnügen.

[Grafik]

Entwicklung des Niedriglohnsektors 1995 – 2010 in Prozent der abhängig Beschäftigten

 

Was schlägt DIE LINKE vor?

  • Als untere Grenze ist ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von zehn Euro pro Stunde einzuführen. Armut trotz Arbeit ist einer reichen Gesellschaft unwürdig.
  • Das Tarifsystem muss stabilisiert werden. Tarifverträge müssen leichter allgemeinverbindlich erklärt werden können, damit diese für die gesamte Branche gelten.
  • Wir brauchen eine Umverteilung von oben nach unten. Dazu müssen die Bruttolöhne deutlich steigen. Mehr brutto bringt mehr netto und stärkt die soziale Absicherung.

 

Gute Arbeit = sichere und planbare Arbeit

Gute Arbeit muss gut entlohnt und sicher sein. Nur so kann das eigene Leben selbstbestimmt geplant werden. Befristete Arbeitsverträge erlauben dies nicht. Auch Leiharbeit und Arbeit auf Werkvertragsbasis bedeuten für die Betroffenen ein hohes Maß an Unsicherheit und schaffen ein Zwei-Klassensystem unter den Beschäftigten.

Mittlerweile ist jeder zweite neue Arbeitsvertrag befristet.  Leiharbeit ist in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. In jüngster Zeit weichen die Unternehmen verstärkt auf Werkvertragsarbeit aus. Damit unterlaufen die Arbeitgeber den Kündigungsschutz, die betriebliche Mitbestimmung und die Tariflöhne. Selbst die wenigen Vorgaben für die Leiharbeit werden umgangen.

Auf die verbleibende Stammbelegschaft wirken unsichere und schlechter entlohnte Arbeitsverhältnisse disziplinierend. Sie sehen ständig, wie leicht sie zu ersetzen sind.

 

[Grafik]

Anteil befristeter Beschäftigung an der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung 1996 - 2011

 

1996                  4,7

1997                  5,3

1998                  6,1

1999                  6,6

2000                  6,3

2001                  6,1

2002                  6,1

2003                  6,2

2004                  6,9

2005                  7,6

2006                  8,1

2007                  8,8

2008                  9,0

2009                  8,8

2010                  8,9

2011                  9,5

Quelle: IAB-Forum 1/2012

Was schlägt DIE LINKE vor?

  • Der unbefristete Arbeitsvertrag muss wieder die Regel werden. Die Möglichkeiten zur Befristung von Arbeitsverträgen sind deutlich einzuschränken. Leiharbeit sollte verboten werden. Moderne Sklavenarbeit darf es nicht geben.
  • Werkvertragsarbeit muss klar von Leiharbeit abgegrenzt werden, um Scheinwerkverträge zu verhindern. Bei Ausgliederungen von Arbeit an Fremdfirmen muss das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ gelten.
  • Minijobs müssen der vollen Sozialversicherungspflicht unterliegen.

 

[Kasten]

Deregulierung in der Arbeitswelt

  • Seit SPD und Grüne im Jahr 2001 das Teilzeit- und Befristungsgesetz eingeführt haben, hat die Befristung von Arbeitsverhältnissen massiv zugenommen. Dies versperrt  vielen jungen Betroffenen die Lebens- und Familienplanung. Besonders problematisch ist  die Befristung ohne sachlichen Grund.
  • Geringfügige Beschäftigung war bis zum Jahr 2003 in den wöchentlichen Arbeitsstunden begrenzt. Mit der Aufhebung des zeitlichen Umfangs für Mini- und Midijobs haben SPD und Grüne dem Lohndumping Tür und Tor geöffnet und sozialversicherungspflichtige Arbeit verdrängt.
  • Leiharbeiter können seit den Hartz-Gesetzen ohne zeitliche Begrenzung verliehen werden. Auf der Basis von Spezialtarifverträgen werden sie schlechter entlohnt. Dies hat zu einem Zwei-Klassensystem in der Arbeitswelt geführt.
  • Um Kosten zu sparen, lagern Unternehmen verstärkt Betriebsteile oder Aufgaben aus (Outsourcing). Meist geschieht das auf der Basis von Werkverträgen. Werkarbeitnehmer genießen noch weniger Schutz als Leiharbeitskräfte und werden schlechter bezahlt.  Dubiose so genannte christliche Gewerkschaften ermöglichen dies durch Dumpingtarifverträge. Der Gesetzgeber sollte diesen Scharlatanen das Handwerk legen.

 

 

[Kasten]

Bundesregierung schwächt Gewerkschaften

Die Bundesregierung schiebt ihre Verantwortung für eine vernünftige Arbeitsmarktpolitik  immer  stärker auf die Tarifparteien. Ob Leiharbeit oder Werkverträge, ob Mindestlohn oder Altersvorsorge, die Bundesregierung bleibt untätig und verweist auf tarifliche Regelungen. Diese Strategie mindert den gewerkschaftlichen Spielraum für den Kampf um höhere Löhne.  Zudem haben  die Hartz-Gesetze die Gewerkschaften und Beschäftigten empfindlich geschwächt. Gesellschaftliche Umverteilung durch höhere Löhne wird so systematisch verhindert. Die Bundesregierung muss daher die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine gerechtere Sozialverteilung verbessern.