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Geld ist genug da

erschienen in Klar, Ausgabe 14,

Doch in Deutschland ist der Reichtum ungerecht verteilt.

Im Mai haben mehr als zwanzig reiche Deutsche ein Tabu gebrochen: Sie haben gefordert, dass Vermögende deutlich mehr Steuern zahlen müssen. Konkret verlangen sie für die Jahre 2009 und 2010 eine Vermögensabgabe von fünf Prozent, die jeder zahlen soll, der mehr als 500000 Euro besitzt.

Auf rund 6,6 Billionen Euro summiert sich das private Vermögen in Deutschland. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat jüngst festgestellt, dass das Vermögen in Deutschland im Jahr 2007 noch ungerechter verteilt war als fünf Jahre zuvor. 23 Prozent des gesamten Besitzes konzentrierten sich bei einem Prozent der Bevölkerung. Das reichste Zehntel besaß 61 Prozent des Gesamtvermögens. Fünf Jahre zuvor waren es 58 Prozent. Die untersten 70 Prozent besitzen fast gar nichts, nämlich lediglich 9 Prozent aller Vermögen - weniger als im Jahr 2002.

Die Bundesregierung verschärft die Spaltung der Gesellschaft, indem sie die Vermögenden systematisch begünstigt. Heute zahlt ein Einkommensmillionär dank der Steuerreform von SPD und Grünen jährlich 100000 Euro weniger Steuern als noch in den 1990er Jahren. Noch deutlicher ist die Körperschaftssteuer gefallen, die bei Aktiengesellschaften und GmbHs erhoben wird. Allein dadurch kam es von 2001 bis 2008 zu Steuerausfällen von über 100 Milliarden Euro.

In Deutschland leben laut Boston Consulting Group 122 Milliardäre und 400000 Millionäre. Zu den reichsten Deutschen zählen die Gründer der Aldi-Märkte Karl und Theo Albrecht mit jeweils rund 17 Milliarden Euro und die Familie Porsche mit 15,5 Milliarden Euro.

In keinem anderen großen Industriestaat werden Milliardäre und Millionäre so geschont wie in Deutschland (siehe Grafik oben). Seit der Abschaffung der Vermögensteuer im Jahr 1997 liegt Deutschland mit einer Quote von 0,9 Prozent unterhalb des OECD-Durchschnitts, weit hinter Län-dern wie Großbritannien und den USA.