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Frauen sind wählerisch

erschienen in Querblick, Ausgabe 13,

Dass Frauen anders wählen als Männer, ist nicht neu. Darüber, wo sie am Wahltag ihr Kreuz machen, gibt es allerdings mehr Mythen als Informationen. Diese reichen von »Frauen wählen grundsätzlich eher konservativ« bis hin zu »Frauen wählen eher sozial orientiert«. Bei der Bundestagswahl im September 2009 haben die Wählerinnen auf jeden Fall für Überraschung gesorgt und entscheidende Weichen gestellt. So hat Kanzlerin Merkel ihre Macht in besonderer Weise Frauen zu verdanken. Während die CDU/CSU bei den Männern durchweg deutlich Stimmen verlor, konnte sie bei den Frauen in fast allen Altersgruppen leicht zulegen. Am Ende gaben 36 Prozent der Wählerinnen und 32 Prozent der Wähler der Union ihre Stimme. Bei der letzten Bundestagswahl 2005 war dieses Verhältnis noch nahezu ausgeglichen.

Der SPD laufen die jungen Frauen weg

Ganz anders bei der SPD. Hier waren die Einbrüche in erster Linie »weiblich«. In allen Altersgruppen hat die SPD mehr Stimmen von Frauen als von Männern verloren, insgesamt 13 Prozent bei den Frauen und 10 Prozent bei den Männern. Besonders hoch waren mit 21 Prozent die Verluste bei den jungen Frauen zwischen 18 und 24 Jahren.

In dieser Altergruppe legte dagegen Bündnis 90/DIE GRÜNEN besonders stark zu. Hier vergrößerte die Partei ihren Anteil von 11 auf 19 Prozent der Stimmen. Insgesamt erhielten die Grünen 12 Prozent weibliche und 9 Prozent männliche Stimmen. Damit konnten sie ihren »Frauenvorsprung« ausbauen: mit 56 Prozent Frauen haben sie den höchsten weiblichen Anteil in ihrer Wählerschaft.

Die FDP erscheint auf den ersten Blick als das Gegenmodell zu den Grünen. Die Liberalen werden traditionell von mehr Männern als Frauen gewählt. Diese Schere zwischen weiblichen und männlichen Wählern hat sich mit der Bundestagswahl weiter geöffnet, da die FDP stärker bei Männern als bei Frauen zulegen konnte. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die FDP bei Frauen punkten konnte: Die Zuwächse der FDP bei Frauen waren stärker als bei allen anderen Parteien.

DIE LINKE – eine Männerpartei?

Ähnlich wie die Liberalen steht auch DIE LINKE in dem Ruf, mehr Männer als Frauen zu erreichen. Insgesamt wurde DIE LINKE bei der Bundestagswahl von 13 Prozent der Männer und 11 Prozent der Frauen gewählt. Sie konnte dabei bei Frauen wie Männern gleichermaßen um 3 Prozent zulegen. Nach wie vor gaben in den alten Bundesländern etwas mehr Männer als Frauen den Linken ihre Stimme, während dieses Verhältnis in den neuen Bundesländern nahezu ausgeglichen ist.

Für den Gesamteindruck sind aber weniger Ost/West- als Altersunterschiede entscheidend. Wenige wissen, dass sich der deutlich stärkere Zuspruch von Männern erst in der Altersgruppe ab 45 einstellt. Ab diesem Alter wählen konstant 3 Prozent mehr Männer als Frauen DIE LINKE. Bei Jüngeren sind die Ergebnisse bei Frauen und Männern nahezu ausgeglichen. Hier gibt es sogar eine erfreuliche Umkehrung bei den ganz jungen Wählerinnen und Wählern. Mit 12 Prozent haben erstmals ein Prozent mehr junge Frauen als Männer zwischen 18 und 24 Jahren DIE LINKE gewählt.  Jutta Kühl