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Frauen sind anders krank

erschienen in Querblick, Ausgabe 2,

Beispiele für alltägliche Belastungen der Gesundheit

Oft nehmen Krankheiten bei Frauen einen anderen Verlauf als bei Männern. Das hat mit ihren Lebensumständen und mit Unterschieden beispielsweise des Herz-Kreislauf-Systems, des Stoffwechsels und des Knochenbaus zu tun. Dieses Anderssein der Frauen wird häufig – zu ihrem gesundheitlichen Nachteil – ignoriert. Dafür fünf Beispiele:

Medikamente: Sie werden meist undifferenziert verabreicht. Wirkung und Verträglichkeit können aber bei den Geschlechtern unter dem Einfluss von Hormonen schwanken. So treten bei jüngeren Frauen wesentlich häufiger Nebenwirkungen auf als bei Männern. Bisher gibt es in Deutschland keine Pflicht für die Pharmaindustrie, Frauen angemessen in klinische Tests einzubeziehen.

Herzinfarkt: Wer sich über Warnzeichen informiert, findet zumeist nur die männlichen Symptome. ?Doch Frauen zeigen mitunter andere Beschwerden. Das ist ein Grund dafür, dass sie bei einem Herzinfarkt durchschnittlich eine Dreiviertelstunde später ins Krankenhaus eingeliefert werden als Männer.

Nichtraucherschutz: Die Bundesregierung kann sich nicht zu einer Initiative durchringen, obwohl in der Gastronomie viele Frauen arbeiten. Laut Statistik sind jeweils etwa 8000 schwanger oder sie stillen.

Fallpauschalen: Sie zielen darauf, die Liegezeiten in Krankenhäusern zu senken. Wer früher nach Hause kommt, braucht häufig noch Pflege. Für Männer kaum ein Problem, wenn sie Frau, Freundin oder Mutter zur Seite haben. Für Frauen schon, wenn nur die Kinder auf sie warten, die versorgt sein wollen.

Zuzahlungen: Sie treffen besonders Menschen mit geringem Einkommen – und damit Frauen, deren Gehälter und Renten im Schnitt deutlich unter denen der Männer liegen.

Die Politik packt das Thema Gesundheit nach wie vor unzureichend an. Die spezifischen Interessen der Frauen bleiben dabei außen vor. Auch deshalb habe ich im Bundestag gegen die Gesundheitsreform gestimmt.

Dr. Martina Bunge, MdB, Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit des Deutschen Bundestages, Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. für ost-deutsche Rentenüberleitung