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Frauen kämpfen für ein gutes Leben

Von Cornelia Möhring, erschienen in Querblick, Ausgabe 19,

Wenn es den Frauen gelingt, ihre Träume und die Ziele ihrer vielfältigen Proteste miteinander zu verbinden, kann daraus eine neue Wirklichkeit entstehen, meint Cornelia Möhring.

»Wenn wir uns nicht selbst befreien, bleibt es für uns ohne Folgen« – dieser im Jahr 1911 noch unausgesprochene Gedanke von Peter Weiss bietet sich als Leitmotiv der seit vielen Jahren kämpfenden Frauen an. In der Tradition des kämpferischen, bunten und solidarischen Internationalen Frauentags war auch das hundertste Jahr eines der Frauenkämpfe für ein gutes Leben, Arbeit und Zeit. Die überwiegend weiblichen Angestellten bei Lidl und Schlecker haben in diesem Jahr für menschenwürdige Arbeitsbedingungen, für Mitbestimmungsrechte und gegen Unternehmerwillkür gestreikt. Studentinnen waren bereits das zweite Jahr in Folge zu Hunderttausenden gegen den neoliberalen Umbau der Hochschulen und für gute Bildung für alle auf der Straße. Die Protestaktionen der Hebammen, denen es um die Bewahrung des ältesten Berufsstandes ging, bewegten Öffentlichkeit und Parlamente in Bund und Ländern. In Erinnerung bleiben auch der Hungerstreik der Milchbäuerinnen und der Widerstand der Gebäudereinigerinnen gegen Hungerlöhne. Frauen haben sich gegen die unsozialen Folgen der Kürzungspakete gewehrt, damit Frauenhäuser und Beratungsstellen ihrer wichtigen Arbeit weiterhin nachgehen können. Und auch bei den Aktionen gegen Atomkraft und gegen Stuttgart21 waren so viele Frauen aller Altersgruppen aktiv wie schon lange nicht.

Nicht nur ein Rollentausch

Wenn Frauen heute die Quote in der Wirtschaft fordern, so wie ihre Urgroßmütter für das Wahlrecht stritten, ist das ein Symbol für die Forderung nach paritätischer Teilhabe an der Gesellschaft. Es sind Kämpfe, die für ein gutes Leben geführt werden und eine gerechte und solidarische Gesellschaft in ihren Blick nehmen. Frauen wollen nicht, dass es Männern genauso schlecht ergeht wie vielen von ihnen. Sie wollen auch nicht, dass einfach nur die Rollen getauscht werden. Rennen, rasen, rackern und nach der Arbeit müde ins Bett fallen, ohne Muße für Freunde, Familie und sich selbst. Beiseite geschoben, nicht mehr benötigt, ein Einkommen, das kaum zum Leben reicht. Das ist keine Perspektive, aus der Frauen (genauso wenig wie Männer übrigens) die Kraft zum Handeln schöpfen. Wenn es aber Frauen gelingt, ihre Träume und die Ziele der vielfältigen Proteste zu einer Vorstellung von einer friedlichen, solidarischen und menschlichen Gesellschaft zu verknüpfen, für die sie dann gemeinsam streiten, dann kann das der Beginn einer neuen Wirklichkeit werden. Dafür ist DIE LINKE seit langem aktiv, im Bundestag, in Landes- und Kommunalparlamenten und natürlich außerparlamentarisch: für ein gutes Leben mit einer gerechten Verteilung von Arbeit, Zeit und Reichtum.

Cornelia Möhring ist frauenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE.