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Frauen in der extremen Rechten

erschienen in Querblick, Ausgabe 8,

Neonazis locken vor allem junge Frauen an

Rechtsextremismus gilt in der öffentlichen Wahrnehmung hauptsächlich als männliche Erscheinungsweise. Bilder von gewaltbereiten jungen Männern dominieren in den Medien die Illustrationen rechtsextremer Vorfälle. So gehen mehr als 90 Prozent der rechtsextremen Gewalttaten von Männern aus. Bei der Frage nach rechtsextremen Einstellungsmustern liegen Frauen und Männer gleichauf, Frauen fühlen sich also von rassistischen und nationalistischen Parolen in gleichem Maße angezogen wie Männer.

Beobachterinnen der Szene und Wissenschaftlerinnen wie Renate Bitzan und Michaela Köttig sind sich einig, dass es in den letzten Jahren zu einem deutlichen Anstieg von Frauen in der rechten Szene gekommen ist. Die Ursachen hierfür müssen auf verschiedenen Ebenen gesucht werden. Auf der einen Seite sind in einzelnen Regionen Deutschlands rechtsextreme Jugendkultur und offen geäußerte rechtsextreme Einstellungen zu einem akzeptierten Teil des Alltags geworden, auf den sich auch Mädchen und Frauen beziehen können.

Zum anderen ist das Angebot für Frauen innerhalb der extremen Rechten breiter und damit attraktiver geworden. Zwar dominiert immer noch ein traditionelles Geschlechterbild, das Frauen die Rolle als »Helferin des Mannes« zuweist, doch gerade jüngere Frauen innerhalb der Szene versuchen aus diesen starren Mustern auszubrechen, ohne dabei den Boden der rechtsextremen Ideologie zu verlassen.

Verdeutlichen lässt sich diese Differenz an zwei Frauenorganisationen der extremen Rechten, der NPD-nahen »Gemeinschaft deutscher Frauen« (GdF) und dem »Mädelring Thüringen«, der stärker dem Kameradschaftsspektrum entstammt. Heißt es bei der GdF, ganz dem traditionellen Frauenbild der Nazis entsprechend: Wir ermuntern Frauen nicht nur zur politischen Betätigung, sondern auch dazu, ihrer Bestimmung zu folgen und Mutter zu werden.« Beim Mädelring liest sich das etwas anders: »(…) die Frau von heute ist nicht nur Hüterin der Familie und des Heims, sondern auch gleichwertige Mitgestalterin des öffentlichen Lebens, das alle Lebensbereiche und Berufsfelder gleichermaßen beinhaltet.«

Die stärkere Vielfalt der extrem rechten Frauenszene macht die extreme Rechte für Frauen generell attraktiver und trägt somit zur Stärkung und Festigung des Rechtsextremismus bei. Heute lassen sich zahlreiche Familienkarrieren innerhalb der Szene beobachten, Kinder- und Jugendarbeit spielen eine größere Rolle.
Gerd Wiegel