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Editorial

erschienen in Lotta, Ausgabe 9,

Frauen in der Welt: Was uns verbindet, wofür wir gemeinsam stehen.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Was haben wir Frauen hierzulande mit jenen in Syrien gemeinsam, in Russland oder Tunesien? Vieles, denke ich. In den 1980er Jahren haben insbesondere schwarze Frauen berechtigte Kritik am westlichen Feminismus geäußert, der ihre besonderen Belange ausblendete. Queere Einwände und die Betonung der sozialen Gefälle zwischen Frauen, nicht zuletzt des globalen Südens und Nordens, kamen hinzu. So haben wir gelernt, zunehmend auf die Differenzen zu schauen. Dabei gibt es noch immer vieles, das uns verbindet. Wir alle streiten für eine geschlechtergerechte Welt.

Ein wichtiger Moment in diesem Kampf war die Weltfrauenkonferenz in Peking vor 20 Jahren. Dort kamen Vertreter_innen von Staaten und NGOs aus der ganzen Welt zusammen. Am Ende standen eine Erklärung und eine Aktionsplattform, die noch heute als Meilensteine der internationalen und nationalen Gleichstellungspolitik gelten. Auf der Frauenrechtskommission im März in New York, an der auch ich teilnehme, werden wir die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen überprüfen. In unsere Themenschwerpunkt erinnern wir an das Ereignis in Peking und fragen, was heute noch geblieben ist. Einiges wurde bewältigt, viel zu vieles bleibt noch unerreicht. Ich denke dabei etwa an das neue Quotengesetz. 20 Jahre nachdem beschlossen wurde, Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt gänzlich zu beseitigen, führt die Bundesregierung eine Quote ein, die  gerade einmal 180 Frauen zugutekommen wird. Das ist eine herbe Enttäuschung. Deshalb kämpfen wir Frauen unermüdlich weiter – nicht nur hier, sondern überall auf der Welt. Das möchten wir zeigen und schauen auf Lebenswirklichkeiten und Auseinandersetzungen von Frauen in unterschiedlichen Ländern. Und wir sehen, dass es trotz aller Verschiedenheiten gemeinsame Ziele gibt und einen Wert der Solidarität untereinander. Es lohnt sich auch deshalb, die Verhandlungen in New York zu verfolgen.

Passend zum Thema zeichnet Lotta das Porträt von Kate Sheppard. Die Neuseeländerin setzte 1893 das erste Frauenwahlrecht der Welt durch. Und wir wagen Zukunft, wollen die Gesellschaft neu denken in der „Linken Woche der Zukunft“.
Ich freue mich, wenn Sie mit unserer Lotta Lust bekommen, sich in die vielen Kämpfe einzumischen. Nicht zuletzt am 8. März auf der Straße, im Büro, in der Nachbarschaft. Frauenrechte gilt es überall zu verteidigen.

Ihre Cornelia Möhring
Cornelia Möhring ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende und leitet den
Bereich Feministische Politik in der Fraktion DIE LINKE