Zum Hauptinhalt springen

Drogenfahnder will Cannabis legalisieren

Von Frank Tempel, erschienen in Klar, Ausgabe 25,

In der Fraktion DIE LINKE kämpft ein ehemaliger Kriminaloberkommissar für die Legalisierung von Drogen.

Im Oktober 2011 ereiferte sich das Magazin Der Spiegel: »Linke will alle Drogen freigeben.« Der mediale Aufschrei war groß. Kurz darauf beantragte die Fraktion DIE LINKE im Bundestag tatsächlich die Freigabe von Drogen. Allerdings ging es zunächst nur um die kontrollierte Abgabe von Cannabis.

Frank Tempel, drogenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, hat diesen Antrag formuliert. Bis vor wenigen Jahren jagte er als Teil einer 15-köpfigen Spezialeinheit der Polizei in Thüringen Drogendealer und Rauschgiftbosse.

Dem 43-Jährigen geht es nicht um einen ungezügelten Handel mit Drogen aller Art. Sein Ziel ist die Freigabe von Drogen, die kontrolliert weitergegeben werden können: In Cannabis-Clubs sollen Drogenkonsumenten fachkundige Beratung und Hanfprodukte wie Cannabis in angemessenem Maß erhalten.

Dass die Freigabe von Drogen den Konsum steigert, ist nicht belegt. Ob in Portugal, der Schweiz oder den Niederlanden, nachdem unterschiedliche Drogen schrittweise legalisiert wurden, stieg der Konsum nicht an. Dafür verbesserte sich der Gesundheitsschutz für die Konsumenten.

Frank Tempel kritisiert, dass in Deutschland die Illegalisierung von Drogenbesitz dafür sorgt, dass abhängige Menschen kriminalisiert werden. »Sie sind gezwungen, sich auf einen kriminellen Schwarzmarkt einzulassen, auf dem purer Kapitalismus herrscht«, kritisiert er.

Die Dealer strecken die Drogen mit Schuhcreme, Sand, Klebstoff, Blei oder winzigen Glassplittern, um den Profit zu erhöhen. Der Drogenkonsum ist dadurch oft unhygienisch und noch gesundheitsgefährdender. Auch gehen die Konsumenten mit Erkrankungen oft zu spät zum Arzt aus Angst, polizeilich belangt zu werden.

In Deutschland gelten 2,5 Millionen Menschen als alkoholabhängig, 75.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen von Alkoholmissbrauch. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. schätzt, dass 35 Prozent der Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung unter Alkoholeinfluss geschehen. Ein Todesfall als Folge von Cannabis-Konsum ist nicht bekannt. Trotzdem werden jährlich 100.000 Strafverfahren gegen Cannabis-Konsumenten eingeleitet. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 1,6 Milliarden Euro!

Statt viel Geld für die Strafverfolgung auszugeben, will Frank Tempel in Gesundheitsschutz und Aufklärung über alle Drogen investieren. In den Kampf gegen den Drogenschwarzmarkt und seine Verbrecherkartelle müsse das Geld fließen, sagt der ehemalige Polizist.


Thomas Feske