Zum Hauptinhalt springen

„Die Zeiten werden härter“

erschienen in Klar, Ausgabe 13,

Dietmar Kupfer ist Betriebsratsvorsitzender beim Automobilzulieferer Johnson Controls Bochum. Der Geschäftsleitung ist der 51-Jährige schon lange ein Dorn im Auge. Aber alle Versuche, ihn über Arbeitsgerichtsprozesse oder Geldangebote loszuwerden, sind bisher gescheitert.

Haben Sie schon einmal eine solche Krise erlebt?

Dietmar Kupfer: Nein, wir haben es mit der tiefsten Krise seit 1929 zu tun. Die Krise der Automobilindustrie war schon vor der Finanzkrise da, seit Längerem gehen die Absatzzahlen zurück.

Was ist die Ursache für diese anhaltende Krise?

Man kann nicht immer nur produzieren, aber gleichzeitig den Menschen, die die Autos kaufen sollen, immer weniger zahlen. Wie solche Krisen funktionieren, kann man bei Marx nachlesen. Auf der Jagd nach Profiten wird aber immer mehr spekuliert, das verschärft die Krise global.

Befürchten Sie Auswirkungen auf Ihr Werk?

Natürlich kann es starke Auswirkungen geben, wenn die Absatzzahlen zurückgehen oder gar einer unserer Hauptkunden wie Opel ausfällt.

Wie denkt die Belegschaft über die Krise?

Man findet alle Reaktionen: von Verdrängen bis zu offener Angst. Momentan ist die Krise noch
nicht so richtig spürbar, die Veränderungen sind noch gering. Aber falls wirklich Arbeitsplätze bedroht sind, werden wir uns wehren.

Wie wollen Sie sich wehren?

Die einfache Antwort ist: Wir müssen zusammenhalten. Wenn Opel wackelt, wird sich ganz Bochum wehren. Bedenken Sie, dass bereits Nokia geschlossen wurde. Wenn die ganze Bevölkerung mitmacht, wird das nicht ohne Wirkung bleiben. Die Situation zeigt aber auch: Die Zeiten werden härter. Der Kapitalismus wird immer Arbeitsplätze bedrohen. Deshalb brauchen wir eine Erweiterung des Streikrechts, einschließlich politischer Streiks.