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„Deutschland ist eine der größten Steueroasen“

Von Gesine Lötzsch, erschienen in Klar, Ausgabe 38,

Haushaltsexpertin Gesine Lötzsch (DIE LINKE) über die Vorzüge von Bargeld und eine gerechte Erbschaftssteuer

Was halten Sie von dem Plan der Bundesregierung, Zahlungen mit Bargeld einzuschränken?

Gesine Lötzsch: Angeblich will sie so die Mafia bekämpfen. Das ist lächerlich! Geldwäsche und Steuerhinterziehung finden in großem Stil über das Bankensystem statt. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) muss die Bankenaufsicht stärken und die Steueroasen trockenlegen. Übrigens ist Deutschland eine der größten Steueroasen für Vermögende.


Wie würde eine solche Maßnahme den Alltag verändern?


Die Banken könnten in Zukunft auch für Privatkunden negative Zinsen einführen, wenn die Sparer ihr Geld nicht mehr in bar abheben oder kaum noch was damit bezahlen können. Das wollen wir verhindern. Bargeld ist die beste Versicherung gegen Bankpleiten oder negative Zinsen.


Wie kann verhindert werden, dass auch in Deutschland Vermögen immer ungleicher verteilt wird?


Die Ungleichheit wird in Zukunft vor allem durch Erbschaften steigen. Jedes Jahr werden circa 200 Milliarden Euro in unserem Land an sehr wenige Menschen vererbt. Teilweise kann das Erbe steuerfrei verschenkt werden. Wir brauchen endlich eine gerechte Erbschaftssteuer.


Warum werden Kapitaleinkünfte niedriger besteuert als Einkommen aus Erwerbsarbeit?


Die Vermögenden in unserem Land spenden seit Jahren hohe Summen an CDU, SPD, FDP und Grüne, damit sich das nicht ändert. Kapitaleinkünfte müssen mit dem persönlichen Steuersatz und nicht pauschal mit 25 Prozent versteuert werden.


Gesine Lötzsch (DIE LINKE) ist Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Bundestags