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Auf ein Wort mit der Herausgeberin

Von Dagmar Enkelmann, erschienen in Clara, Ausgabe 21,

Liebe Leserinnen, liebe Leser

was wäre Ihr persönliches »Rettungspaket«? Eine ordentliche Gehaltserhöhung oder eine feste Stelle nach dem x-ten Leihjob? Oder mehr Rente? Oder keine Mieterhöhung oder eine ordentliche Schule für ihre Kinder? Ihre Wünsche werden sich so oder so bescheiden ausnehmen – verglichen mit den unvorstellbaren Milliardensummen und Stabilitätsfonds, die den Euro retten sollen. Ja, wir sind bescheiden geworden angesichts von Finanzkrise und allgegenwärtigem »Sparen«. Von Maßhalten ist bei Banken, Zockerfonds und Reichen allerdings nichts zu spüren. Sie verdienen prächtig an der Krise, ihre Geschäfte laufen so gut wie lange nicht. Wie kann das sein? Wer gewinnt, wer verliert beim Pokerspiel der Finanzmärkte?

clara ist diesen Fragen nachgegangen. Der Buchautor Wolfgang Hetzer (»Finanzmafia«) verrät im Interview, wie es hinter den Kulissen der Finanzindustrie läuft und wie aus »Dreck Gold gemacht« wird. Der Wirtschaftsexperte und Chefvolkswirt der UN-Organisation für Welthandel und Entwicklung, Heiner Flassbeck, schreibt in seinem Beitrag über das »Ende einer in irgendeiner Weise funktionierenden Marktwirtschaft«. Der schwarz-gelben Regierung bescheinigt Flassbeck: Das Modell Sparen ist »an die Wand gefahren«.

Am sozialen Abgrund steht zunächst die griechische Gesellschaft. Aber auch in der Bundesrepublik funktionierte nichts mehr, müsste sie ein vergleichbares Sparpaket wie in Griechenland umsetzen, hat clara ausgerechnet. Wenn es aber so nicht geht, wie kann es dann gehen? Im Interview kritisiert Sahra Wagenknecht Spekulanten und Profiteure, spricht vor allem aber von Alternativen, die wir noch mehr als bisher populär machen müssen.

Alternativen brauchen die Frauen, die trotz Rente jobben gehen müssen, weil es sonst zum Leben nicht reicht. In clara erzählen Betroffene, warum sie im wohlverdienten Ruhestand dazuverdienen müssen. In Deutschland kaum wahrgenommen ist Armut bei 15- bis 24-Jährigen. Dabei ist diese Altersgruppe am häufigsten und schnellsten von befristeten Verträgen, unbezahlten Praktika und geringen Löhnen betroffen. Die jüngste Abgeordnete unserer Fraktion, Yvonne Ploetz, ist darum unter der Überschrift »Jugend.Arm?Mut!« auf Tour, sensibilisiert für das Problem – mit und für die jungen Leute.

Alternativen gibt es zum Bildungschaos. Eine ist die Gemeinschaftsschule, und unsere Autorin Hannah Hoffmann hat eine in Berlin besucht, im bundesweit bekannten Bezirk Neukölln. DIE LINKE stellt die »Bildungsrepublik« Deutschland auf den Prüfstand. Lesen Sie dazu einen Essay von Gregor Gysi, in dem Finanzierung der Bildung, deutsche Kleinstaaterei und absurde Maßnahmen unter die Lupe genommen werden.

LINKE Alternativen gibt es auch bei der Gesundheitspolitik: Raus aus dem Versicherungssalat und rein in eine wirklich solidarische Gesundheitsversicherung. Eine unabhängige Studie, die clara vorstellt, bescheinigt dem Konzept der LINKEN für eine solidarische Bürgerinnen- und Bürgerversicherung positive Wirkungen: Versicherte erhielten eine gute medizinische Versorgung und Pflege. Auch könnten die Beiträge sinken.

In diesen Tagen schaut die Welt auf zehn Jahre Krieg in Afghanistan. Es gibt keinen einzigen Grund zum Feiern. Im Gegenteil: Wir ziehen eine traurige Bilanz, auf deutscher und auf afghanischer Seite. Möchten Sie noch wissen, woraus Journalisten Storys machen oder Bitterfelder Bier entsteht und wie »Schwarzfahren« abgeschafft werden kann, lesen Sie dieses neue Heft. Dabei wünscht Ihnen viel Spaß und Erkenntnisgewinn

 

Ihre

Dagmar Enkelmann