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"Auch Arbeitszeiten müssen familienfreundlicher werden"

Von Diana Golze, erschienen in Lotta, Ausgabe 4,

Ein sozial gerechtes Elterngeld und mehr Kitaplätze fordert Diana Golze, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, und erklärt, wie sich das finanzieren ließe.

Wie will DIE LINKE dazu beitragen, dass sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen?

Diana Golze: Wir fordern beispielsweise ein sozial gerechtes Elterngeld, das allen zugutekommt. Außerdem streben wir Regelungen an, die die Arbeitszeiten familienfreundlicher gestalten. Arbeitszeiten müssen sich nach den Bedürfnissen von Familien und nicht nach denen der Wirtschaft richten.

Die Familienpolitik der aktuellen Bundesregierung geht in eine andere Richtung …

Ja, an ihrer Politik kann man die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich ablesen: Während den einkommensschwachen Teilen der Bevölkerung  inzwischen fast jede familienpolitische Unterstützung versagt wird, werden die anderen durch das Steuersystem zusätzlich begünstigt.
 
CDU/CSU und FDP haben beispielsweise das Betreuungsgeld eingeführt. Was sagt das über deren Familienbild aus?

Das Beharren auf dem Betreuungsgeld wirkt fast wie ein Wiederbelebungsversuch früherer, scheinbar heiler Familienwelten. Die Regierung blendet aus, dass  Alleinerziehende inzwischen einen relevanten Teil der Familien- formen ausmachen. Sie ignoriert auch, dass Männer längst nicht mehr Alleinverdiener sein können und viele von ihnen das auch nicht mehr sein wollen.

Welche Folgen wird das Betreuungsgeld haben?

Fehlende Erwerbszeiten werden sich in den Minirenten vor allem der Frauen niederschlagen. Und wer verhindert, dass Kinder Kitas besuchen, verbaut ihnen Bildungschancen.

Wie wichtig ist der Ausbau der sozialen Infrastruktur?

Sehr wichtig. Wir wollen die Rechte von Eltern dadurch stärken und ihnen ein flächendeckendes Netz unterstützender und  helfender Infrastruktur zur Verfügung stellen. Dazu gehören Kitas und Ganztagsschulen ebenso wie hochwertige Netze von Familien- und Jugendhilfeangeboten.

Wer soll das bezahlen?

Solange viele Hundert Milliarden Euro ausgegeben werden zur Rettung von Banken und für den Verteidigungsetat, werden wir eine gerechte Finanzpolitik fordern. Konkret  schlagen wir unter anderem vor, das Steuersystem so zu ändern, dass es zukünftig Familien und nicht nur die Ehe fördert.

Das Interview führte Jana Hoffmann