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Anna, Jessica und Stefan lernen bei den LINKEN

erschienen in Clara, Ausgabe 5,

Das erste Ausbildungsjahr zwischen Schulbank und Bundestag haben unsere Auszubildenden, Anna, Jessica und Stefan, geschafft. Wie es den künftigen Fachangestellten für Bürokommunikation dabei gegangen ist, erzählen sie selbst.

Jessica »Ich komme aus Eberswalde.
Jedem, dem ich davon erzählte, dass ich in der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag eine Ausbildung anfange, freute sich riesig für mich und kein einziger begegnete mir mit Ablehnung. Und dann mein erster Arbeitstag: alles neu, spannend und aufregend. Die Krönung des Tages war die Begrüßung durch den Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi. Soviel Prominenz machte mich schier sprachlos und sehr nervös.
Nun ist schon ein Jahr vergangen. Ich habe viel gelernt, zum Beispiel, wie man richtig telefoniert. Das ist kein Scherz. Telefonieren ist anstrengend, besonders im Sekretariat der Geschäftsleitung. Was ich da alles zu beachten hatte! Namen, Inhalt des Gesprächs, Rückruf, Telefonnummern, Email-Adresse und so weiter. Das Ganze freundlich, kurz und bündig, denn der oder die Nächste wartet schon in der Leitung.
Eigentlich bin ich ja ein sehr ruhiger und geduldiger Charakter. Es gibt aber immer wieder Situationen, in denen ich ein Nervenbündel bin, vor allem bei Prüfungen. Wer mich kennt, weiß, dass ich immer da bin, wenn jemand Probleme hat. Ich höre zu und versuche zu helfen, so gut ich kann.«

Stefan »Aufgrund meiner schulischen Vorkenntnisse im Verwaltungs- und Wirtschaftswesen habe ich mich für diese Ausbildung entschieden. Später will ich noch studieren, am liebsten Lehrer für die Fächer Deutsch und Ethik. Da brauche ich ein zweites Standbein. Ich bin 1987 in Dessau geboren und lebe dort auch heute noch. Jeden Tag pendle ich nach Berlin. Das ist ziemlich anstrengend. Aber meine Ausbildung im Bundestag macht mich vor allem stolz. Manchmal führe ich meine Freunde durch die Verwaltungsgebäude des Parlaments. Anfangs habe ich mich natürlich dabei verlaufen. In meiner Freizeit engagiere ich mich für Bündnis 90/Die Grünen und die Grüne Jugend. Seit 2006 bin ich dort auch Landessprecher der Grünen Jugend Sachsen-Anhalt. Für DIE LINKE arbeiten, aber bei den Grünen sein, wie geht das?
Ich gehöre zu den Menschen, die die Welt verbessern wollen. Die einen so, die anderen so. Insofern gehen viele in der Fraktion und auch ich mit der ganze Sache sehr tolerant um. Ich habe im vergangenen Ausbildungsjahr viele Kollegen schätzen gelernt, die sich für linke Politik engagieren.«

Anna »Ich bin Jahrgang 1973, ›Oldi‹ unter den Auszubildenden. Schon zu Schulzeiten war ich politisch aktiv, habe im Infoladen in meiner Heimatstadt Würzburg vor allem antifaschistische Arbeit gemacht.
Als ich hörte, dass die LINKE ausbildet, dachte ich, ja, das ist es, hier könnte ich arbeiten und ich selbst sein. Wie erfrischend, als ich schon im Praktikum von meinen Hartz-IV-Erfahrungen erzählte und niemand komisch guckte. Ich war sehr beeindruckt, von der Stimmung, den Menschen, der Arbeit (ich dachte auch immer, die im Bundestag arbeiten nicht so wirklich) und auch von den tollen Arbeitsplätzen. Am liebsten beantworte ich BürgerInnenbriefe, hier kann ich meine Erfahrungen mit dem ALG II weitergeben und andere dazu anregen, sich zusammenzuschließen. Das ist die einzige Chance, die wir haben.
In der Berufsschule werde ich wieder an meine Schulzeit erinnert. Wir lernen in Sozialkunde als eine Ursache für die ›Krise des Sozialstaats‹ den zunehmenden Betrug durch die LeistungsempfängerInnen, als Ursachen für Arbeitslosig-keit den Zuzug ausländischer Menschen. So wird die Zukunft Deutschlands zur Dummheit und Bösartigkeit erzogen. Umso wichtiger, dass die LINKE und die außerparlamentarischen Bewegungen weiter für ein Leben in Würde kämpfen.«
Am 1. September hat ein neues Ausbildungsjahr begonnen. Nun sind Anna, Jessica und Stefan schon die alten Hasen und können Lisa Suhrbier, unsere neue Auszubildende, unter ihre Fittiche nehmen.
Willkommen Lisa!