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Altersarmut ist weiblich

erschienen in Lotta, Ausgabe 13,

Im Jahr 2015 galten jeder siebte Mann und jede fünfte Frau ab 65 Jahren nach der offiziellen EU Statistik als arm. In absoluten Zahlen: 1,1 Millionen Männer und 1,6 Millionen Frauen. Diese 2,7 Millionen Menschen eint, dass sie von weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens leben müssen, das für Alleinlebende mit 1.033 Euro im Monat angegeben wird. 1.000 Euro im Monat für Miete, Kleidung, Medikamente, Essen. Und sonst? Für Kultur und Geselligkeit wird’s dann oft sehr eng. Die Ursachen für die Altersarmut von Frauen sind vielfältig: Ein vorsintflutliches Steuerrecht, mittelalterliche Rollenklischees, sie werden in prekäre Jobs gedrängt, sie bekommen schlechtere Löhne als Männer, sie bleiben für die Kinder oder für die Pflege zu Hause und all das wird in der Rente bestraft. Ja, es gibt die sogenannte Mütterrente, und ja, es gibt Rente für die private Pflege von Angehörigen, aber ansonsten ist das deutsche Rentensystem gnadenlos: Wer nur Teilzeit arbeiten kann oder wer wenig verdient, ist später einmal entweder vom Mann abhängig oder von der Witwenrente. Was aber, wenn frau geschieden oder alleinstehend ist? Dann trifft es Frauen besonders hart, weil die bis 1992 gültige „Rente nach Mindestentgeltpunkten“ abgeschafft wurde. Sie konnte den Absturz für Geringverdienende in die Altersarmut oft verhindern. Dann trifft es Frauen besonders hart, weil wir trotz vieler Versprechen der SPD immer noch keine echte solidarische Mindestrente in Deutschland haben, die ihren Namen auch verdient! Für diese Frauen geht DIE LINKE mit folgenden Forderungen in den Wahlkampf: Wir wollen, dass für jedes Jahr Kindererziehung, egal ob in Ost oder West, egal ob vor oder nach 1992, 93 Euro Rente pro Monat gutgeschrieben werden! Wir wollen, dass Zeiten niedriger Löhne in der Rente wieder aufgewertet werden. Und wir wollen eine echte solidarische Mindestrente, die sichert, dass niemand im Alter von weniger als 1.050 Euro netto leben muss!

Matthias W. Birkwald ist rentenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE