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35000 gegen 7

erschienen in Klar, Ausgabe 36,

Während sich die Regierungschefs der G 7 Anfang Juni in einem Luxushotel verbarrikadieren, finden in München der »Gipfel der Alternativen« und eine große Demonstration statt.

 

 

Ausnahmezustand rund um Schloss Elmau in den Bayerischen Alpen: Tausende Polizisten marschieren auf, Räumpanzer und Scharfschützen beziehen Stellung. Hier treffen sich die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan, Kanada und den USA zum G-7-Gipfel.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit schmieden sie geheime Pläne. Zum Beispiel zum Handelsabkommen TTIP und zum Konflikt in der Ukraine. Entscheidende Akteure wie Russland und China sind bei diesem Treffen ausgeschlossen – ebenso die gesamte Weltbevölkerung.

Demokratie geht anders, wie man bereits drei Tage vor dem Gipfel auf dem Marktplatz in der Münchener Innenstadt erleben kann: beim Internationalen Gipfel der Alternativen. Hier ist jeder Mensch eingeladen, Ideen zu globaler Gerechtigkeit, ökologischer Umgestaltung und einer friedlichen Weltpolitik öffentlich zu diskutieren.

Die Bundestagsfraktion DIE LINKE beteiligt sich mit zwei Veranstaltungen zu TTIP an diesem Alternativgipfel. Eine dieser Diskussionsrunden besucht auch Christian Schwarzenberger. Der 27-jährige Ingenieur aus Eschborn engagiert sich beim globalisierungskritischen Netzwerk Attac. »Seit einem Auslandsaufenthalt in Mexiko interessiere ich mich für die globalen Folgen solcher Abkommen«, erzählt er.

Am Nachmittag reiht er sich am Karlsplatz in einen bunten Demonstrationszug ein. Christian Schwarzenberger ist begeistert: »Als ich anfing, mich gegen TTIP, CETA und Co. zu engagieren, nahmen knapp 500 Leute an solchen Demos teil. Heute sind es 35 000.«

Auch DIE LINKE mischt mit: mit einem Lautsprecherwagen, lauter Musik und vielen Mitgliedern. Das Fronttransparent trägt Niema Movassat, Sprecher für Welternährung der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag. »Ich will zeigen, dass die G-7-Regierungschefs nicht für mich sprechen – und erst recht nicht für die ganze Welt«, sagt der 30-Jährige.

Am Wochenende, während des G-7-Gipfels, verlagert sich der Protest nach Garmisch-Partenkirchen. Auch Christian Schwarzenberger ist wieder dabei: Er zeltet in dem Camp, das Aktivisten im Ort errichtet haben. »Ständig kommen Menschen aus Garmisch vorbei, um über den G-7-Gipfel und unseren Protest dagegen zu diskutieren«, berichtet er.

Am Samstag beteiligt er sich vor Ort an einer weiteren Demonstration. Am Sonntag klettert er mit einigen Hundert G-7-Gegnern auf einem Wanderweg Richtung Schloss Elmau. Gemeinsam erreichen sie den Absperrzaun. Dort versperren ihnen Spezialkräfte der Polizei den Weg. Trotzdem ist Christian Schwarzenberger zufrieden. »Dass wir hier sind, ist ein wichtiges Zeichen«, sagt er.