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OP-Weltmeister Deutschland

Pressemitteilung von Harald Weinberg,

„Der Barmer-GEK-Klinik-Report 2014 zeigt: Patientinnen und Patienten müssen sich überflüssigen oder medizinisch nicht notwendigen Eingriffen am Herzen unterziehen, um den Krankenhäusern ein finanzielles Überleben zu ermöglichen. Sie tragen damit aus Sicht der Kliniken unsichtbare Preisschilder“ erklärt Harald Weinberg, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, anlässlich des heute vorgestellten Berichts. Weinberg weiter:

„Doch nicht nur die Zahl der Herz-OPs wurde gesteigert. 2013 zeigte eine Kleine Anfrage der LINKEN (BT-Drs. 17/14555): Deutschland ist OP-Weltmeister bei Hüftgelenken und Knien. Die Zahl der Wirbelsäulen-OPs hat sich seit 2005 mehr als verdoppelt. Denn seit der Einführung von Fallpauschalen (DRGs - Diagnosis Related Groups) werden Rückenprobleme nicht mehr konservativ mit Physiotherapie oder Massagen behandelt, sondern es wird gleich zum Skalpell gegriffen. Das rechnet sich für die Kliniken. Auch bei Kaiserschnitten spielen wir in der Weltspitze mit.

Der Grund dieser Entwicklung liegt in den Fallpauschalen: Leistungen der Krankenhäuser werden nicht mehr nach Liegedauer, sondern pauschal nach Diagnose vergütet. Die Pauschalen reichen nicht aus, um Personal- und Betriebskosten zu decken. Zeitaufwändige pflegerische oder medizinische Behandlungen werden aus wirtschaftlichen – nicht aus medizinischen – Gründen reduziert. OPs bringen höhere Einnahmen durch Zuschläge. Nicht das Wohl der Patientinnen und Patienten steht im Mittelpunkt, sondern wirtschaftliche Kriterien.

Die Finanzierungslogik der Fallkostenpauschalen ist Gift für die Patienten. Kranke werden so einem Kosten-Nutzen-Kalkül ausgesetzt, das ihre Gesundheit gefährdet. Die Finanzierung der Krankenhäuser muss sich konsequent am medizinischen Bedarf ausrichten. Eine solidarische Finanzierung durch die solidarische Bürgerinnen- und Bürgerversicherung ist der Schlüssel zu mehr Qualität und Gerechtigkeit – auch in den Kliniken.“