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Islam und Frauenunterdrückung nicht gleichsetzen

Pressemitteilung von Bodo Ramelow,

Zur Veröffentlichung des EKD-Textes "Klarheit und gute Nachbarschaft", der eine Handreichung für den christlich-islamischen Dialog in Deutschland darstellen soll, erklärt der religionspolitische Sprecher und Vize der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, Bodo Ramelow:

Der heute vorgestellte Text enthält eine Reihe wichtiger und richtiger Botschaften für das Zusammenleben von Christen und Muslimen in Deutschland. Zu Recht weist die EKD beispielsweise darauf hin, dass die große Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime die Demokratie und das Grundgesetz bejahen und sie sich um ihre Integration bemühen. Auch das Anliegen eines solchen Leitfadens zur Verständigung beizutragen, ist an sich richtig und begrüßenswert.

Umso bedauerlicher ist dagegen die suggerierte Gleichsetzung von Islam und Unterdrückung von Frauenrechten: "Von der Freiheit und Gleichberechtigung der Frauen darf es keine Abstriche geben, auch aus religiösen Gründen nicht. Wo Frauen gar Gewalt angetan wird, muss das Strafrecht mit möglichst noch größerer Konsequenz als bisher eingesetzt werden." Das sagte Jürgen Schmude, unter dessen Leitung die Schrift entstand, heute bei deren Präsentation in Berlin.

Natürlich sind Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen völlig inakzeptabel. Aber es ist falsch so zu tun, als sei das einzig ein Problem der islamischen Religion. Gewalt gegen Frauen gibt es an vielen Orten auf der Welt. In Indien werden täglich Frauen verbrannt - und zwar nicht von Muslimen. Und auch im Christentum ist die Tradition der Gleichberechtigung von Mann und Frau noch nicht besonders alt.

Sicher gibt es archaische Gesellschaftsformen, in denen Frauen viel Unrecht geschieht. Und auch wenn dies oft in so genannten "islamischen Staaten" geschieht, erwarte ich von der Evangelischen Kirche in Deutschland, dass sie den Unterschied erkennt zwischen der ihrem Sinn nach friedliebenden Religion des Islam und einem stattfindenden Missbrauch der Religion zu verurteilenswerten Schandtaten. Schließlich erwarte ich auch nicht von jedem Christen eine klare Distanzierung von der Inquisition.