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Gute Ausbildung – Gute Arbeit – Gute Pflege

Positionspapier,

Beschluss der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag vom 5. Juli 2011 zur Reform der Pflegeausbildung

Die Personalsituation im Pflegebereich ist ein zentrales Thema. Immer größer wird die Sorge, wie die pflegerische Versorgung in Zukunft sichergestellt werden kann. Im Krankenhaus wurden in den letzten Jahren bis zu 50.000 Stellen abgebaut bei gleichzeitig steigender Anzahl von Patientinnen und Patientinnen. Die Einführung der Fallpauschalen (DRGs) führt zu kürzeren Verweildauern im Krankenhaus. Die Folge ist eine enorme Arbeitsverdichtung. In der Altenpflege sieht die Situation nicht besser aus: Die Arbeitsbelastung ist enorm, die Bezahlung schlecht. Immer weniger Menschen entscheiden sich daher dafür, Altenpfleger/in zu werden.

Es ist höchste Zeit, die Pflegeberufe attraktiver zu machen. Mehr Personal, gute Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung sind überfällig. Auch eine umfassende und hochwertige Pflegeausbildung kann die Attraktivität der Pflegeberufe steigern und dadurch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Eine zeitgemäße Ausbildung muss das Berufsbild so weiterentwickeln, dass den Ansprüchen an eine qualitativ hochwertige Versorgung und neuesten pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung getragen wird.

Die Anforderungen an die Pflegeberufe verändern sich infolge sozialökonomischer und gesellschaftlicher Entwicklungen. Menschen werden gesünder älter. Im höheren Alter leiden sie aber zunehmend an mehreren Krankheiten und Beeinträchtigungen. Dadurch verändern sich die Anforderungen an die Pflegekräfte. Pflegerisches Handeln beschränkt sich nicht nur darauf, krankheitsbedingte Einschränkungen zu kompensieren. Gesundheitsförderung und Prävention gehören genauso dazu wie Beratung, Anleitung und Schulung von Kranken und Pflegebedürftigen und ihnen nahe stehenden Menschen und Angehörigen. Analog zu persönlichen Assistent_innen, die den Alltag von Menschen mit Behinderungen begleiten, sollten die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der pflegebedürftigen Menschen im Mittelpunkt pflegerischen Handelns stehen, damit von Pflege Betroffene größtmöglich aktiv an der Gesellschaft teilhaben können.

Die vollständige Trennung der Pflegeausbildungen in Altenpflege sowie Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege ist nicht mehr zielführend. In der Altenpflege erweisen sich zunehmend Qualifikationen aus der Krankenpflege als unerlässlich. Und umgekehrt werden in der Krankenpflege verstärkt Qualifikationen aus der Altenpflege unentbehrlich, da die Krankenhauspflege mehr von älteren Menschen geprägt ist. Gleichzeitig ist aber auch eine gewisser Grad an Spezialisierung erforderlich: Die Bedürfnisse von Kindern oder älteren Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, oder Menschen, die sich im Sterben befinden, sind sehr unterschiedlich.

Eine Reform der Pflegeausbildungen ist überfällig. Bisher wurden mit Modellprojekten integrierte, integrative oder generalistische Pflegeausbildungen, teilweise auch als hochschulische Ausbildung, entwickelt und erprobt. Unterschiede existieren hinsichtlich der Berufsabschlüsse und der Dauer der Ausbildung. Es ist an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen.

Vorschläge und Forderungen der Fraktion DIE LINKE zur Reform der Pflegeausbildungen im Überblick:

  1. Integration der Pflegeberufe zu einer dreijährigen dualen Ausbildung mit einheitlicher Grundausbildung, anschließender Schwerpunktsetzung und unterschiedlichen Berufsabschlüssen
  2. Für ein gutes Qualifikationsniveau aller Pflegeberufe
  3. Durchlässigkeit zwischen den Pflegeberufen und innerhalb des Bildungssystems
  4. Berufliche Weiterqualifizierung für spezielle oder neue Handlungsfelder
  5. Die Pflegeausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz gestalten
  6. Ausbildung an Hochschulen: Sinnvoll abgegrenzte Studiengänge
  7. Ausbildungskapazitäten sichern und solidarisch finanzieren über eine Ausbildungsumlage
  8. Perspektiven für erweiterte Handlungsfelder – Die Neuordnung der Gesundheitsberufe.

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