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Deutsche Bahn - Wert prüfen und Börsengang stoppen

Pressemitteilung von Dorothée Menzner,

Anlässlich der heutigen Expertenbefragung im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags erklärt die verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion die LINKE., Dorothée Menzner:

Ein Börsengang unter den gegenwärtig diskutierten Bedingungen ist nichts anderes als die Verschleuderung von Volksvermögen. In ihrem Privatisierungswahn sieht die Bundesregierung tatenlos zu, wie die Deutsche Bahn (DB AG) mit einem legalen Bilanztrick ihren Wert schlecht rechnet. Und während CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen brav betüfteln, ob sie unsere Bahn mit oder ohne Schienen verscherbeln, spuckt der künftige Investor schon mal in die Hände. Er weiß: Auch trotz spärlicher Rendite würde er gut fahren, wenn versteckte Werte den Kapitalwert, das "Capital Employed", verringern.

Der Bilanzwert der gesamten DB AG liegt bei nur etwa 47 Milliarden Euro. Weitaus mehr Milliarden Euro aber hat der Bund aus Steuermitteln seit 1994 an die Deutsche Bahn gezahlt. Allein für Investitionen flossen jedes Jahr zwischen sieben und zehn Milliarden Euro - rund 90 Milliarden Euro insgesamt. Die wurden seither allerdings nur etwa zur Hälfte als Vermögen in der Bilanz der Bahn aktiviert. Der Bilanztrick: Rund 40 Milliarden Euro an zinslosen Darlehen und an Baukostenzuschüssen sind als Anlagevermögen zwar nicht in Wert gewachsen. Diese aber im "Total Capital Employed" zu berücksichtigen, rät sogar das Booz-Allen-Hamilton-Team im PRIMON-Gutachten.

Der Wert unserer Bahn wurde außerdem schon mit der Bahnreform drastisch frisiert: Gerechnet in Euro lag das Anlagevermögen der Deutschen Bahn AG in der Eröffnungsbilanz am 1. Januar 1994 bei rund 13 Milliarden Euro. Nur einen Tag früher waren es noch 38 Milliarden Euro mehr! Da lag das Anlagevermögen von Bundesbahn und Reichsbahn zusammen bei rund 52 Milliarden Euro. Der Bund übernahm die Schulden. Schienen, Bahnhöfe und Züge waren dieselben wie tags zuvor, doch nur noch ein Viertel wert.

Den eigentlichen Wert, den Wiederbeschaffungswert unserer Bahn insgesamt, beziffern Fachleute heute mit 190 bis 220 Milliarden Euro. Den des Schienennetzes mit etwa 136 Milliarden Euro. Drei Prozent Abschreibung davon wären pro Jahr rund vier Milliarden Euro. Diese ins Netz investiert, könnten den Löwenanteil beitragen, es im Wert zu erhalten, zumal die Trassenentgelte sich jährlich in ähnlicher Größenordnung summieren.

Statt also über einen Börsengang mit oder ohne Schienennetz zu diskutieren, muss der Börsenprivatisierungsplan insgesamt in Frage gestellt werden.