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Rede von Norbert Müller zu Protokoll gegeben am 30.03.2017

Rede von Norbert Müller,

Wie kaum ein anderes Bauwerk stand die Potsdamer Garnisonkirche für den preußischen und deutschen Militarismus und Nationalismus. Sie war die Hof- und Militärkirche Preußens. Militärs ließen hier ihre Kriegszüge segnen und feierten anschließend eben hier ihre Siege. So war die Garnisonkirche Symbol der militärischen Stärke und des Herrschaftsanspruches Preußens. Auch im Ersten Weltkrieg wurde hier in Predigten und Gebeten zum Krieg aufgerufen, und die ins Feld ziehenden Soldaten wurden hier gesegnet.

So ist es kaum verwunderlich, dass sich die Garnisonkirche in der Zwischenkriegszeit schnell zum Pilgerort all jener deutschnationalen, revisionistischen und reaktionären Kräfte entwickelte, die vor allem eines im Sinn hatten: die schnellstmögliche Beseitigung der Weimarer Republik. Der sogenannte „Tag von Potsdam“, der mit dem öffentlichen Schulterschluss zwischen konservativen Eliten und Nationalsozialisten das Ende der Weimarer Republik besiegelte, war da nur noch das Tüpfelchen auf dem i.

Festzuhalten ist: Die Potsdamer Garnisonkirche stand wie kaum ein anderes Gebäude für die lange Traditionslinie des preußisch-deutschen Militarismus und Nationalismus, die letztendlich in den unvergleichlichen Verbrechen des Zweiten Weltkrieges mündete. Und festzuhalten ist auch: Eine neuaufgebaute Kopie der Potsdamer Garnisonkirche würde genauso für ebenjene unsägliche Traditionslinie stehen. Da ist es ganz egal, ob in diesem Gebäude dann auch ein sogenanntes Versöhnungszentrum Platz findet oder nicht.

Der Bau der Garnisonkirchenkopie wäre aber nicht nur unter historischen Gesichtspunkten ein riesiger Fehler, auch aus städtebaulicher Sicht würde mit dem Baubeginn ein großes Risiko eingegangen werden. Wenn vom „Wiederaufbau der Garnisonkirche“ gesprochen wird, meint dies ja schon lange nicht mehr den Nachbau der kompletten Kirche. Schließlich wissen auch die Befürworter und Befürworterinnen, dass es völlig aussichtlos ist, die finanziellen Mittel für die gesamte Kirche inklusive Schiff zusammenzubekommen. Stattdessen geht es nur noch um den Bau des Turms. Da es aber offenbar schwierig ist, selbst hierfür die entsprechenden Gelder zu akquirieren, will die Garnisonkirchenstiftung zunächst mit dem Bau des Turmrumpfes ohne Zierrat und Turmhaube beginnen, und das, obwohl der Bau auf wundersame Weise in den langen Jahren der Planung nach Angaben der Stiftung immer billiger geworden ist und sich dabei die anvisierte Bauzeit auch noch ständig verkürzt hat. Ich möchte, wenn ich mir andere Bauprojekte so anschaue, ja schon fast von einem Hauch göttlichen Segens für die Garnisonkirchenkopie sprechen.

Nun Spaß beiseite: Tatsächlich setzen die Befürworterinnen und Befürworter vor allem auf eines: auf Spekulation, die Spekulation nämlich, die restlichen Gelder für den Bau des gesamten Turmes würden im Laufe des Baugeschehens schon noch irgendwie zusammenkommen. Was hierdurch droht, ist offensichtlich: eine riesige Bauruine mitten in Potsdams Zentrum.

Wenn der Bund nun tatsächlich 12 Millionen Euro für die Garnisonkirchenkopie bereitstellen sollte, dann ist das erinnerungs- und geschichtspolitisch also nicht nur völlig daneben, sondern auch noch aus städtebaulichen sowie haushalterischen Erwägungen im höchsten Maße unvernünftig.

Daher werbe ich für die Zustimmung für unseren Antrag. Lassen Sie uns das Kapitel Garnisonkirche ein für alle Mal beenden!