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Radfahren erleichtern

Rede von Dorothée Menzner,

Dorothée Menzner für eine oder einen Bundesradfahrbeauftragten

Der eine ist die Große Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen. Der andere ist - sozusagen als Vorderrad - der Zweite Fahrradbericht der Bundesregierung. Der streicht heraus, was alles Gutes für Radfahrer getan worden ist. Dagegen zielen die 109 Fragen der Kollegen darauf, Defizite aufzuzeigen. Hier tun die Kollegen recht. Auch die LINKE fragt sich, warum der Radfahr-Anteil am Gesamtverkehr nicht schon längst über zwanzig Prozent liegt, sondern immer noch unter zehn Prozent dümpelt. Kolleginnen und Kollegen, das Radfahren im Alltag muss attraktiver werden, da gibt es einiges zu tun!

Dass da nicht alles zum Besten bestellt ist, sehen wir schon im Umfeld des Bundestags. Schauen Sie sich nur das Chaos vor dem Jakob-Kaiser-Haus an!

Dort, wo Abgeordnete und Fraktionen ihre Büros haben, müssten dringend mehr - und vor allem sinnvolle - Abstellmöglichkeiten für Fahrräder her. Nicht nur dort werden mehr Fahrradbügel gebraucht. Das muss ja nicht die teure Edelstahl-Ausführung sein, wenn es für denselben Preis zwei Abstellbügel aus weniger edlem Metall gibt.

Betrachten Sie auch mal die Zahl der Stellplätze allein am Berliner Hauptbahnhof - nur wenige Minuten von hier. Für Autos 860 Stellplätze, für Fahrräder 30 Stellplätze.Die Radfahrer können sehen, wo sie ihre Drahtesel festmachen.

Aber vielleicht meint ja mancher, das solle so sein, denn im ICE kann sowieso niemand ein Fahrrad mitnehmen. Ich frage hier mal ganz offen den Vertreter der Bundesregierung, ob es denn noch normal ist, dass jetzt die erste ICE-Generation modernisiert wird, aber ohne die Züge gleich für die Mitnahme von Fahrrädern zu adaptieren!

Obwohl es voraussehbar war, dass die EU für das Mitnehmen von Fahrrädern auch in Hochgeschwindigkeitszügen eintritt, hat Herr Mehdorn sich einmal mehr entfalten dürfen. Wie diese Woche dem SPIEGEL zu entnehmen war, hatte er das Vorhaben als „Quatsch“ abgetan. Da ist es ein schwacher Trost, dass er zu diesem Thema eine Wette mit dem Berliner Europaabgeordneten Michael Cramer verlor. Da musste der Bahnchef einige Flaschen Champagner springen lassen.

Allein dieses Beispiel zeigt: Ein Bundes-Radfahrbeauftragter - und das muss ja kein Mann sein - ist dringend nötig. Ein solches Amt hätte einiges: Verbesserte Fahrradmitnahme, nicht nur in Fernzügen, sondern auch zusätzliche Mehrzweckabteile in so manchem Regionalexpress, der oft genug Fernzüge ersetzt.

Der oder die Fahrradbeauftragte - idealerweise aus Reihen der ehrenamtlichen arbeitenden Verbände - würde sich gewiss dafür stark machen, dass Radfahren alsbald so selbstverständlich ist, wie das Zu-Fuß-gehen oder das Autofahren.

Er oder Sie könnte helfen, das Miteinander im Verkehr zu gestalten: Vom Radfahren mit Schrittgeschwindigkeit in Fußgängerbereichen bis hin zur wirksamen Gefahren-Prophylaxe.

DIE LINKE meint: Mit einer oder einem Bundes-Radfahrbeauftragten wird es möglich, Radfahrer vor eigener Waaghalsigkeit und vor Autofahrern zu schützen. Oder vor schrecklichem Schaden, der anderen zugefügt wird.

Dennoch warne ich davor, das Radfahren unattraktiver zu machen.

Radfahrer sind keine Überzeugungstäter im Feinstaub-geschwängerten Großstadtdschungel. - Radfahren attraktiver machen - das müssen wir bewirken.

Danke.