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Medienkompetenz Älterer stärken - Die digitale Kluft schließen

Rede von Lothar Bisky,

Rede von Prof. Dr. Lothar Bisky Beratung zur 1. Lesung des Antrages „Medienkompetenz Älterer stärken - Die digitale Kluft schließen“ (Drs. 16/11365) von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN am 21.01.2009 im Plenum

Herr/Frau Präsident(in),
meine sehr geehrten Damen und Herren!

Der Zugang zum Internet ist ein Zugang zu Kommunikation und Information in unserer Gesellschaft. Dies berührt Grundfragen demokratischer Beteiligung. Nach den Worten des Soziologen und Kommunikationswissenschaftlers Manuel Castells - dessen Einschätzung ich teile - wird die künftige Welt des Netzes von zwei unterschiedlichen Gruppen bewohnt:
Den Interagierenden und den Interagierten. Zu den ersten zählen die, die in der Lage sind, Kommunikationskreisläufe aktiv auszuwählen; und zu letzteren jene, die aufgrund von Zugangsbeschränkungen an der gesellschaftlichen Kommunikation nicht teilhaben können.
Zu diesen Zugangsbeschränkungen zählt ebenfalls, ob jemand mit Computer und Internet überhaupt vertraut ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
alle empirischen Befunde zur Mediennutzung und zum Medienhandeln zeigen, dass Medien je nach Bildungsgrad, Erwerbstätigkeit, Einkommen, Geschlecht und Alter sehr unterschiedlich genutzt werden.
Insbesondere für Ältere besteht großer Bedarf, Anreize zur Internetnutzung zu schaffen. Nur über eine Stärkung ihrer Medienkompetenz können ältere Menschen an elektronischen Nachrichten und Informationen, an den Formen von elektronischer Verwaltung und Demokratie partizipieren und E-Commerce und E-Consume sinnvoll nutzen.

Meine Damen und Herren, DIE LINKE will allen Menschen die gesellschaftliche Teilhabe an den Mechanismen und Vermittlungsbedingungen digitaler Kommunikation ermöglichen. Dies ist uns LINKEN ein Grundanliegen. Und es gilt auch und gerade für die Älteren. Nicht nur in Phasen abnehmender Mobilität können elektronische Kommunikationsmittel für Ältere einen hohen Gebrauchswert haben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, es wird Sie nicht wundern: Ihrem Anliegen, ältere Menschen in die Lage zu versetzen, sich in und mit der Technik Neuer Medien zurecht zu finden, stimmen wir grundsätzlich zu.
Lassen Sie mich dennoch auf einen blinden Fleck in Ihrem Antrag hinweisen: Internetnutzung ist immer noch eine Kostenfrage.

Laut den Zahlen des Statischen Bundesamts vom April 2008 gaben im 1. Quartal 2007 31,9 Prozent der Menschen über 65 an, dass es die zusätzliche Kosten sind, die verhindern, dass Ihr Wunsch nach stärkerer Nutzung des Internets verwirklicht wird. Das sind nahezu ein Drittel aller Älteren. In den beiden darunter liegenden Altersgruppen der 25-44 Jährigen und der 45-64 Jährigen sind es mit 25,6 und 26,5 Prozent jeweils nur ca. ein Viertel.
Die finanzielle Lage der älteren Menschen spielt demnach eine wesentliche Bedingung für eine Teilhabe an Internet und Neuen Medien. Bei der Diskussion dieses Themas sollten wir daher berücksichtigen, dass die Senkung der Kaufkraft der Renterinnen und Rentner auch in dieser Frage kontraproduktiv ist - Stichwort Rentenreformen von Rot-Grün.
Wir sind uns daher der Grenzen Ihrer Lösungsvorschläge durchaus bewusst, liebe Kolleginnen und Kollegen von den GRÜNEN. Aber die Probleme anzugehen, das halten wir für richtig.

Vielen Dank!