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Herbert Behrens: Sprache ist Identität

Rede von Herbert Behrens,

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sprache hat etwas mit Heimat zu tun, Sprache hat etwas mit Identität zu tun. Das gilt insbesondere für Minderheitensprachen. Hier ist es wichtig, dass sich Gruppen treffen können, um sich in ihrer Muttersprache, in ihrer Ursprungssprache zu verständigen. Das gilt für schon lange hier lebende Minderheiten, das gilt nicht weniger auch für Zugewanderte. Es geht darum, dass Identitäten erhalten werden können und es den Menschen erlaubt sein soll, sich in ihrer Sprache zu unterhalten, und das öffentlich und zu jeder Zeit.

(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Wir unterstützen deshalb den Ansatz, der im vorliegenden Antrag enthalten ist. Es geht darum, Minderheitensprachen zu fördern; denn sonst droht ein Verlust an Identität und es fehlen auch ein Stück weit die kulturellen Wurzeln, die mit Sprache und Habitus zu tun haben. Wir wissen zwar viel über die Welt, aber manchmal wissen wir herzlich wenig über Nachbarschaft. Ich glaube, es erdet Menschen, es verwurzelt Menschen, wenn sie mehr über sich, über ihr Umfeld, über ihre Herkunft wissen.

Wir begrüßen Initiativen zum Schutz von Minderheiten und von Regionalsprachen der Minderheiten. Darum ist es gut, dass in dem vorliegenden Antrag aufgezeigt wird, wie die Bundesländer damit umgehen und welche guten Initiativen es da gibt. In Brandenburg gibt es den Maßnahmenplan für Niedersorbisch und Niederdeutsch, in Westdeutschland gibt es diverse Vereinbarungen zum Erhalt der dort vorkommenden Minderheitensprachen. Thüringen ist in dem Antrag nicht aufgeführt. Dort gibt es jetzt eine Vereinbarung mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. Ich glaube, das ist eine gute Vereinbarung.

(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Wir stellen fest: In den Landesregierungen, an denen wir beteiligt sind, handelt die Linke im Sinne der Sprachenminderheiten. Insofern – ich habe es per Einwurf schon gesagt – finde ich es bedauerlich, dass die Linksfraktion den vorliegenden Antrag nicht mitzeichnen sollte. Es wäre, glaube ich – die Kollegin Ulla Jelpke hatte bereits im Ausschuss darauf hingewiesen –, gut gewesen, wenn es einen gemeinsamen Antrag gegeben hätte.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Trotzdem unterstützen wir den vorliegenden Antrag: als Abgeordnete, als Bürgerinnen und Bürger und auch als Partei. Ein Hinweis jedoch, vielleicht für die nächste Wahlperiode: Dieser Antrag gehört eigentlich nicht an das Ende, sondern an den Anfang einer Wahlperiode.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU])

Denn dann können wir die Umsetzung von Beschlüssen auch kontrollieren und vielleicht nachsteuern, wenn manches nicht auf den Weg gebracht worden ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir schätzen unsere Vielfalt und unsere kulturellen Identitäten. Darum schützen wir Minderheiten – hier schon lange lebende und dazukommende – und auch die Minderheitensprachen. Wenn Sie erlauben, Frau Präsidentin – wir sollten ja nicht nur über Minderheitensprachen sprechen, sondern vielleicht auch in Minderheitensprachen –, will ik versöken, so’n poor Wöör ok in Plattdüütsch to seggen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU] und Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Spraak is Heimat, Spraak hett wat mit Identität to doon, wi weet, wo wi herkaamt, un wi köönt kieken, wo wi henwüllt. Wenn dat nich mööglich is, denn verleert wi wat, denn verleert wi ok en gesellschaftlichen Tosamenhang. Ik glööv, Spraken – un ok Plattdüütsch un annere Minderheitenspraken – köönt so eniges maken.

(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU] und Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Denn is goot, dat dat düssen Andrag gifft. Dor steiht en Menge in, wat wi maken wüllt mit Minderheiten un wat wi mit ehr Spraken maken wüllt. Ik heff wat vertellt ut Brandenborg, de hebbt wat maakt för Neddersorbisch un Nedderdüütsch. Un in Thüringen gifft dat ok en Vereinbarung mit den Zentralrat vun Sinti un Roma.

Wi as Linke finnt dat wichtig, dat wi mit us Spraak wat maakt un ok versöökt, dat hier in’t Plenum to bringen, ok wenn wi nich ganz so kommod dormit sünd. Wi wüllt geern den Andrag, de hier vörliggt, mit unterstützen. Wi maakt dat nu mit de Afstimmung, wi hebbt dat nich daardör maken kunnt, dat wi mit op den Andrag opstaht. Wi wüllt ok in de nächste Wahlperiode dor wat to maken. Dorum is dat wichtig, dat wi an’n Anfang vun de nächste Wahlperiode so’n Andrag op’n Disch kriegt. Denn köönt wi ok kontrollieren, ob dor wat ut worrn is. Un wenn dat nich umsett worrn is, dat wi noch mal mit en egen Andrag dor achterangahn köönt.

Leve Kolleginnen un Kollegen, wi finnt dat goot, dat hier in Düütschland so’n Vielfalt vun Spraken un vun Minderheiten sünd. Wi wüllt dat schützen. Wi wüllt dat geern ok in de Tokunft so holen: Wi wüllt Minderheiten schützen, wi wüllt ehr Spraak schützen. Un denn köönt wi ok en gode Gesellschaft opboen, wo all ehren Platz hebbt.

Besten Dank.

(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)