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Frauen müssen gleichberechtigt sein - nicht nur in den Aufsichtsräten

Rede von Barbara Höll,

Frauen sind nicht gleichgestellt. Dies muss sich ändern. Gesetzliche Regelungen, die Frauen nicht nur in Führungspositionen gleichstellen, sind nun eine Pflicht, die der Gesetzgeber umsetzen muss, dazu verpflichtet uns nicht nur das Grundgesetz.

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Buschmann, viel konnte man von Ihnen ja nicht erwarten. Das wird klar, wenn man sich Ihre Fraktion im Bundestag anschaut: Mit Mühe und Not hat man einen Frauenanteil von 25 Prozent erreicht. Bei der CDU sind es nicht einmal 20 Prozent. Sie sollten erst einmal in Ihren eigenen Reihen anfangen.
(Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ihr habt ja auch einen männlichen Fraktionsvorsitzenden!)
Man hat den Eindruck, da ist so etwas wie ein Männerbündnis, das nach dem Motto arbeitet: Wir verhindern das bei uns und helfen euch in der Wirtschaft, damit das genau so weitergeht.
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Ich bin das muss ich wirklich sagen ein bisschen enttäuscht, dass die Frau Ministerin in dieser Debatte gar nichts zu sagen hat.
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Sie hat inhaltlich eben nichts zu sagen, und deshalb schweigt sie lieber.
(Dorothee Bär (CDU/CSU): Das stimmt nicht! Wir wollten reden!)
Gestern Abend habe ich den Taxifahrer, der mich nach Hause gefahren hat, gefragt, ob er etwas von der Diskussion über eine Quote für Frauen in Führungsetagen gehört hat. Er sagte: „Nein.“ - Ich fragte ihn, was er davon hält. Er sagte: „Klar können die Frauen das machen, die können es doch.“ - Ich: „Was denken Sie denn, woran es liegt?“ - Er: „Die Kerle sind einfach zu verbohrt.“ Drei klare Antworten!
(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Ich glaube, der Mann hat recht. Aber man muss es noch ein bisschen aufdröseln: Sicher, ganz viele Menschen in unserem Land bewegt die Lage der Frauen. Sie bewegt der Umstand, dass Frauen in Minijobs weggedrückt werden, dass Frauen wenig verdienen sie würden am meisten von einer Mindestlohnregelung profitieren , dass insbesondere Alleinerziehende von Armut bedroht sind und dass Frauen wissen, dass sie im Alter ganz geringe Renten erhalten werden. Das bewegt ganz viele Menschen. Viele Menschen sagen aber auch, dass wir in der Wirtschaft etwas tun müssen. So, wie von unten etwas getan werden muss, muss auch von oben gedrückt werden, damit sich etwas verändert. Deshalb ist es notwendig, dass wir hier darüber reden.
(Beifall bei der LINKEN)
Es ist inzwischen unstrittig und nachgewiesen das wurde hier schon gesagt , dass unter betriebswirtschaftlichen Aspekten die Unternehmen am besten funktionieren, die eine geschlechtergemischte Führung haben, die also weder reine Frauenführungen noch reine Männerführungen haben, sondern in etwa gleich viele Frauen und Männer in Führungspositionen haben. Dafür gibt es verschiedene Ursachen: Es gibt unterschiedliche Strategien zur Konfliktlösung. Es gibt unterschiedliche Blicke auf das, was für ein Unternehmen wichtig ist.
Ich formuliere es einmal ein bisschen drastisch: Sie erinnern sich vielleicht alle noch daran, dass es vor etwa einem Jahr einen ziemlich großen Skandal gab. In der Bild stand ganz groß: Extra-Vergütung der Mitarbeiter einer deutschen Versicherung in Ungarn in Form eines Sexurlaubs. Stellen Sie sich einmal vor, auch in diesem Unternehmen wären auf allen Ebenen Positionen mit Männern und Frauen gleichermaßen besetzt gewesen. Glauben Sie, dann wäre das zustande gekommen?
(Zuruf von der FDP: Das weiß man nicht!)
Glauben Sie, die Frauen hätten es als Auszeichnung empfunden, dass sie in ein Bordell gehen sollen? Glauben Sie, dass die Frauen im Vorstand einer solchen Art und Weise der Vergütung zugestimmt hätten? Niemals, sage ich Ihnen.
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Ich habe natürlich nachgeschaut: Auch in diesem Unternehmen sind nur drei Frauen im Aufsichtsrat,von 20 mitgleidern; eine Frau ist im Vorstand, eine einzige.
Aber ich sage Ihnen: Eine Frau alleine ist nicht in der Lage, die Verhältnisse zu ändern. Bei solchen Verhältnissen wird eher diese Frau verändert. Viele Frauen zusammen können aber die Verhältnisse ändern. Deshalb brauchen wir die Quote.
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)