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Foto: Rico Prauss

Eine Entscheidung für Würde, für Gleichheit und für die Liebe

Rede von Dietmar Bartsch,

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das ist heute sicherlich ein historischer Tag für viele Menschen. Wir beschließen das Recht auf Eheschließung für Menschen gleichen Geschlechts. Das ist vor allen Dingen ein Erfolg des langjährigen Kampfs vieler Aktivistinnen und Aktivisten, die sich jahrelang außerhalb des Parlaments engagiert haben.

(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich will denen auch ausdrücklich gratulieren.

(Beifall des Abg. Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])

Wir schaffen ein Stück weit Normalität in unserem Land. Der rechtliche Raum auch für gleichgeschlechtlich liebende Partner wird vollständig geöffnet. Aber, meine Damen und Herren, der Kampf in der Gesellschaft, der Kampf im Alltag um Gleichstellung ist noch lange nicht vorbei. Wir dürfen nicht zulassen, dass gleichgeschlechtliche Paare weiterhin an der einen oder anderen Stelle Angst haben müssen, Hand in Hand durch die Straßen zu gehen. Also lassen Sie uns den Kampf auch nach der Entscheidung heute fortführen.

(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Lieber Thomas Oppermann, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, ich habe Sie ja selten so gelöst erlebt wie heute.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

Ich will aber schon anmerken: Das hätten Sie natürlich die ganzen vier Jahre über haben können.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wir hätten doch so viel an fortschrittlicher Politik hier im Deutschen Bundestag beschließen und umsetzen können. Das wäre doch wunderbar gewesen.

(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der SPD)

Wir als Linke werden allerdings nie die CDU-Vorsitzende um Erlaubnis fragen, ob wir fortschrittliche Politik beschließen dürfen. Das werden wir nie machen.

(Beifall bei der LINKEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Schade! – Zurufe von der SPD)

– Für Sie ist das schade, das kann ich nachvollziehen; aber wir werden es nicht machen.

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Egal!)

Lassen Sie mich deswegen zum Abschluss folgende Bemerkung machen: Heute steht auch nach der Abstimmung nicht die Frage im Raum, ob Merkel oder ob Schulz gewonnen hat. Das ist, ehrlich gesagt, in dieser Frage völlig unerheblich.

(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Ich bin stolz, dass meine Fraktion zur Ehe für alle auch einen Beitrag geleistet hat. Der erste Antrag war unser Antrag

(Christine Lambrecht [SPD]: Ja, ja!)

– wie viele andere – mit der schönen Drucksachennummer 18/8.

Ich fordere Sie alle auf, heute für Würde, Gleichheit und die Liebe abzustimmen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)