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Das Riesengeschäft mit dem illegalen Wildtierhandel

Rede von Birgit Menz,

Rede zu Protokoll in der Plenarsitzung vom 09.06.2016

Redner/in: Birgit Menz, DIE LINKE

zum TOP: 23
Gegenstand: Antrag CDU/CSU und SPD
Wildtierschutz weiter verbessern – Illegalen Wildtierhandel bekämpfen
Drucksache: 18/8707

Sehr geehrter Herr Präsident,

werte Kolleginnen und Kollegen,

liebe Gäste,                                                                                                                                                                                                                  

Wilderei und illegaler Wildtierhandel sind ein globales Problem mit vielen Facetten und Faktoren, die es bei der Bekämpfung zu beachten gilt! 

Bei der Stärkung des Wildtierschutzes und der Beseitigung des illegalen Wildtierhandels geht es im Wesentlichen um die Erhaltung und den Schutz der Artenvielfalt als eine der drei Ebenen der Biodiversität – sprich, der Vielfalt des Lebens.

Eine der schwerwiegendsten Ursachen für die Bedrohung vieler Arten ist unter anderem die starke Nachfrage nach exotischen Tier- oder Pflanzenarten sowie der Bedarf an deren Produkten und der darauf basierende globale Handel.

Deutschland ist EU-weit der größte Importeur und Absatzmarkt für lebende Wildtiere. Während es innerhalb Deutschlands, wie auch in anderen europäischen Staaten, grundsätzlich verboten ist, heimische Wildtiere einzufangen, dürfen Tierbestände in Asien, Afrika und Lateinamerika für den Heimtiermarkt in Deutschland immer noch geplündert werden.

Die Nachfrage in Deutschland in den eigenen vier Wänden ein exotisches Tier zu halten, ist riesig. Laut Statistischem Bundesamt werden beispielsweise zwischen 440.000 und 840.000 lebende Reptilien pro Jahr nach Deutschland eingeführt – Tendenz steigend!

Deutschland und die EU sind Dreh- und Angelpunkt für den Schmuggel und den Handel mit exotischen Tieren und zum anderen ein großer Absatzmarkt für legal und illegal gehandelte Tiere sowie Produkte aus Tieren und Pflanzen.

Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD heißt es beispielsweise – und ich zitiere:

„Wir verbessern den Wildtierschutz und gehen gegen Wilderei sowie den illegalen Wildtierhandel und deren Produkte vor; Handel mit und private Haltung von exotischen Wildtieren wird bundeseinheitlich geregelt. Importe von Wildfängen in die EU sollen grundsätzlich verboten und gewerbliche Tierbörsen für exotische Tiere untersagt werden.“ Zitatende.  

Es ist nun an der Zeit, dass den Worten auch Taten folgen und die im Koalitionsvertrag festgehaltenen Vereinbarungen so schnell wie möglich umgesetzt werden!

Zu diesem Thema liegt uns nun ein Antrag der Großen Koalition vor. Einige Forderungen erinnern an die Anträge der Grünen und der Linken aus den Jahren 2014 und 15 und leider hat das eben zitierte Vorhaben zu gewerblichen Tierbörsen an Deutlichkeit verloren.

So ist jetzt nur noch die Rede davon, lediglich ein Verkaufsverbot für exotische Tiere auf gewerblichen Tierbörsen zu prüfen.

Tiere sind Lebewesen und keine gewöhnlich zu handelnde Ware! Gerade bei importierten exotischen Tieren handelt es sich in vielen Fällen um Wildfänge. Wobei es in der Regel schwer nachzuvollziehen ist, wo genau und wie sie gefangen wurden.

Auf diese Weise wird auch mit dem Import von exotischen Wildtieren dem illegalen Fang, der ökologische und soziale Systeme gefährdet, Tür und Tor geöffnet. Allein aus Gründen des Tierschutzes ist ein Importverbot exotischer Tiere aus Wildfängen unbedingt erforderlich!

Einmal gefangen landen Tiere beispielsweise über das Internet oder Tierbörsen in Privathand, ohne dass die Käuferinnen und Käufer über die unbedingt notwendige Sachkunde verfügen. Viele Wildtiere haben besonders hohe Ansprüche an Futter und Klima, die im Privathaushalt kaum erfüllt werden können!

Dies führt zur Überforderung der Halterinnen und Halter und in der Folge oftmals zum Aussetzen der Tiere und somit auch zu steigenden finanziellen und organisatorischen Herausforderungen der Tierheime.

Hier sehen wir Bund und Länder in der Pflicht, sich an den entstehenden Kosten und einer artgerechten Unterbringung der ausgesetzten Tiere im Sinne des Tierschutzes zu beteiligen.

Zu Beginn meiner Rede sprach ich von den vielen Faktoren, die Ursachen für Wilderei und illegalen Wildtierhandel darstellen.

Mit einem Umsatz von bis zu 19 Milliarden US-Dollar pro Jahr stellt der illegale Wildtierhandel – nach Drogenhandel, Produktpiraterie und Menschenhandel – den viertgrößten illegalen Handel weltweit dar.

Es sind unter anderem kriminelle Banden und terroristische Bewegungen die sich durch die Erlöse aus dem illegalen Wildtierhandel finanzieren. In mehreren afrikanischen Staaten trägt somit dieser Handel auch zur Destabilisierung ganzer Regionen bei.

Im Umgang mit illegalen Wildtierhandel geht es also nicht nur um die einfache Beschränkung des Handels mit geschützten Tieren und den Erhalt wertvoller Lebensräume – es geht auch um soziale und gesellschaftliche Dynamiken in anderen Ländern, für die es sinnvolle Lösungen braucht!

Um aus unserer Sicht den Schutz der Artenvielfalt zu gewährleisten und den illegalen Handel mit Wildtieren einzudämmen, ist es unabdingbar:

  1. Sich auf nationaler – so wie es der Koalitionsvertrag vorsieht - und EU-Ebene für ein generelles Importverbot von Wildfängen für kommerzielle Zwecke einzusetzen und gegen Wilderei, illegalen Wildtierhandel und deren Produkte konsequent vorzugehen!
  2. Gewerbliche Anbieter von Tierbörsen auszuschließen und den Verkauf von Tieren zu verbieten, die in der freien Natur eingefangen wurden und
  3. den kommerziellen Handel sowie die Haltung von Wildtieren nur für Arten zu gestatten, die Privatpersonen auf Dauer nicht überfordern.

Es braucht eine Bundesregierung, die sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt und den Tierschutz auf nationaler, europäischer und globaler Ebene und vor allem für eine nachhaltige Lösung der Probleme einsetzt!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Vielen Dank!