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Auch Au-Pair-Beschäftigungen müssen "Gute Arbeit" sein!

Rede von Elke Reinke,

- Rede zu Protokoll -

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Au Pairs möchten Kultur und Lebensgewohnheiten des Gastgeberlandes kennenlernen und die dortige Sprache erlernen. Sie sollen ihre sozialen Kompetenzen ausbauen - nicht nur durch Hausarbeit und Kinderbetreuung. Und sie sollen erste Berufserfahrungen sammeln.
Kurz: Eine Au-Pair-Beschäftigung hat zum Ziel, kulturellen Austausch zu bieten und verfolgt einen klaren Bildungsauftrag.

Natürlich dürfen wir auch die Gastfamilie nicht vergessen: Ihr soll vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert werden. Zudem soll sie natürlich auch etwas über die Kultur des Landes erfahren, aus dem ihr Au Pair kommt.

Der Fraktion DIE LINKE ist bei alledem wichtig, dass Au-Pairs vor Ausbeutung geschützt werden, neben der Sprache viel für ihre persönliche Entwicklung mitnehmen und einen sicheren Aufenthalt genießen.

Doch was fordert die FDP, um die Attraktivität der Au-Pair-Beschäftigungen zu verbessern?

- die Anhebung der Höchstaltersgrenze von 25 auf 27 Jahre
- die Möglichkeit, die Beschäftigung auf 24 Monate zu verlängern
- vereinfachte Visa-Verfahren und andere Rechtsgrundlagen für Visa und Aufenthaltsgenehmigungen
- die einheitliche Regelung des Nachweises der Sprachkenntnisse vor der Einreise. Auch Nachweise durch andere Zeugnisse als die der Goethe-Institute sollen gelten.
- Die Bundesregierung soll bei Vermittlungsagenturen für die Teilnahme am Zertifizierungsprogramm RAL werben.
- Gemeinsame Werbekampagnen der Bundesregierung mit Au-Pair-Agenturen und -Verbänden.

Das hört sich ja alles ganz nett an. Der Antrag der FDP vernachlässigt aber fast vollkommen die Frage, wie die wirtschaftliche und soziale Situation von Au-Pair-Beschäftigten verbessert werden kann!

Von keinem Interesse scheint für die FDP auch das Problem zu sein, wie anständige Arbeitsbedingungen eingehalten, gesellschaftliche Teilhabe sichergestellt und der Ausbau der Sprachkenntnisse konkret gewährleistet werden sollen.
Die FDP zeigt wieder einmal eine bemitleidenswerte Ignoranz sozialen Aspekten gegenüber.

Für DIE LINKE ist eine Beschäftigung nur dann attraktiv, wenn sie „Gute Arbeit“ verspricht! Es dürfen die Grenzen zur reinen Erwerbsarbeit nicht verwischt werden! DIE LINKE wird es nicht zulassen, dass bei Au-Pair-Beschäftigungen Arbeitsverhältnisse im klassischen Sinn entstehen!

Junge Menschen dürfen nicht bei Tätigkeiten in Privathaushalten ausgebeutet und als billige Haushaltshilfen gehalten werden. Leider sprechen viele Erfahrungsberichte eine andere Sprache…

Hierauf ist ganz genau zu achten, gerade weil die Grenzen von privatem Zusammenleben, Integration in die Gastfamilie und Erwerbsarbeit verschwimmen. Die FDP gibt leider keinerlei Antwort darauf, wie man den vielfältigen Missbrauchsgefahren begegnen könnte.

Durch die mögliche Verlängerung der Beschäftigungszeit - die für die Gastfamilien durchaus von Vorteil sein können - besteht zudem die Gefahr, dass die Au Pairs länger als billige Arbeitskräfte gehalten werden sollen und zugleich einen früheren Einstieg in ihr Berufsleben verpassen. Wenn schon Verlängerung und Altersanhebung, dann nur unter streng festgelegten, engen Voraussetzungen - am besten verpflichtend gekoppelt mit einem berufs- oder studiumsvorbereitenden Praktikum oder Ähnlichem.

Es müssen ganz klar der Schutz und die Berufsperspektiven der Au-Pair-Beschäftigten im Mittelpunkt stehen!

Ich frage ernsthaft: Warum schaut die FDP nicht mal über den nationalen Tellerrand hinaus und fordert beispielsweise ein höheres Taschengeld für Au-Pair-Beschäftigte, die Erstattung von Reisekosten oder eine festgeschriebene Anzahl von Deutschstunden? Warum wird der Anteil an Hausarbeit im Vergleich zum Kinderbetreuungsanteil sowie zum Anteil an Weiterbildung und Freizeit nicht weiter verringert? Warum denkt man nicht darüber nach, leichter die Au Pair-Tätigkeit mit einem Praktikum im gastgebenden Land kombinierbar zu machen?
Die sicherlich spannenden Antworten auf diese Fragen enthält uns die FDP leider vor!

Eines steht fest: Wir brauchen beim Au Pair klare Qualitätskriterien und dürfen den sozialen Aspekt nicht vernachlässigen!

DIE LINKE betont aber nicht nur den Schutzgedanken gegenüber den Au-Pair-Beschäftigten, sondern auch gegenüber den Kindern der Gastfamilie: Diese haben ein Recht auf gute und verantwortungsvolle Betreuung durch die Au-Pair-Beschäftigten.

Alles in allem konzentriert sich der Antrag der FDP hauptsächlich darauf, wie Au-Pair-Aufenthalte möglichst unbürokratisch organisiert werden können.

Im Kern ist der FDP-Antrag deshalb kein Antrag im Interesse der jungen Menschen, sondern ein Antrag im Interesse der privaten Au-Pair-Vermittlungsagenturen, die durch den Rückgang der Au-Pair-Beschäftigungen um ihre Existenz fürchten.

DIE LINKE will aber „Gute Arbeit“, um allen Au-Pair-Beschäftigten und damit auch den gastgebenden Familien ein gutes Leben zu ermöglichen.

Vielen Dank!