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Medizinische Versorgung für Lipödem-Betroffene verbessern!

Rede von Heidi Reichinnek,

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, bei der Frauen, und zwar wirklich nur Frauen, stark zunehmen und unerträgliche Schmerzen haben. Sie schränkt das gesamte Leben ein. Ungefähr jede zehnte Frau ist betroffen – das sind 3,8 Millionen Frauen allein in Deutschland –, und trotzdem ist die Krankheit kaum bekannt, schlecht erforscht und katastrophal unterversorgt.

Woran liegt das? In der medizinischen Forschung ist der männliche Körper der Standard. Deswegen fallen Frauenkrankheiten durchs Raster. Gehen Frauen mit Lipödem zu Ärztinnen und Ärzten, wissen diese oft auch nicht, was zu tun ist, weil sie nicht gut darin geschult sind, die Krankheit zu erkennen. Oft bekommen die Betroffenen dann den Tipp, doch gesünder zu essen oder mehr Sport zu machen. Aber das hilft nichts; denn die Fettzellen wuchern krankhaft; dagegen kann man nicht anarbeiten.

Die Diagnostik zieht sich über Jahre. In dieser Zeit wird die Erkrankung immer schlimmer, und die psychische Belastung nimmt zu. Viele Frauen können ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen. Und noch viel schlimmer: Sie können nicht mehr mit ihren Kindern spielen. Sie können sie nicht mal auf den Schoß nehmen, weil die Schmerzen so unerträglich sind. Können Sie sich eigentlich vorstellen, was das bedeutet?

Ja, aktuell läuft eine Erprobungsstudie zur Behandlung der Krankheit mit einer Liposuktion, also einer Fettabsaugung. Um diese Studie mussten Betroffene sehr lange kämpfen. Aber in der Zwischenzeit, bis die Ergebnisse endlich da sind, können wir nicht einfach nur Däumchen drehen.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir brauchen jetzt eine Aufklärungskampagne, eine Studie zur Situation der Betroffenen und mehr Gelder für Forschung zu Ursachen und Therapien.

(Beifall bei der LINKEN)

Und vor allem brauchen wir dringend eine Übergangslösung für die Übernahme von Kosten für eine Liposuktion für alle drei Stadien der Krankheit. Wir können die Frauen nicht noch länger warten lassen.

(Beifall bei der LINKEN)

Am Lipödem erkrankte Frauen haben sich schon lange organisiert. Sie bieten Informationen an, sie organisieren Selbsthilfegruppen, und vor Kurzem haben diese tollen Frauen auch eine Petition in den Bundestag eingebracht. Für all das erst mal einfach nur: Danke.

(Beifall bei der LINKEN)

Im Petitionsausschuss waren sich dann auch alle Fraktionen einig, dass hier Handlungsbedarf besteht. Bei jeder anderen Krankheit mit einer so krassen Belastung, die auch Männer betrifft, würde auch was passieren, nur hier passiert einfach nichts. Deswegen haben wir gemeinsam mit Betroffenen, mit Ärztinnen und Ärzten, mit Juristinnen und Juristen diesen Antrag erarbeitet, und ich bitte Sie, zusammen mit uns diesen Frauen endlich zu helfen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)